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Die wissenschaftliche Unschuld
Die Geshihte der aktuellen Klimaforshung zum anthropogenen Klimawandel
speist sih aus untershiedlihen uellen. Ihr Beginn kann auf die sehziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts datiert werden. Unser Fokus rihtet sih hier auf die
Entwiklung in Deutshland. Nah einer mehr empirish beshreibenden Phase
entshied die ot als Elitenshmiede der deutshen Wissenshat deklarierte Max-
Plank-Gesellshat im Jahr 1975 unter ihrem damaligen Präsidenten Reimar Lüst, 3
ein Institut zu gründen, das sih dem Klima bzw. dem shon damals erwarteten
menshengemahten Klimawandel widmen sollte. Klima, 4 das war hier vollständig
naturwissenshatlih, genauer: geophysikalish gemeint. Die Methoden sollten ins-
besondere auh dynamishe Modell e 5 umfassen. Klaus Hasselmann 6 wurde erster
Direktor des neuen MPI in Hamburg. Er sollte die deutshe Klimaforshung für die
nähsten fünfundzwanzig Jahre gestalten.
Klaus Hasselmann begann seine Arbeit mit einem intellektuellen Paukenshlag
durh eine im Nahhinein kaum mehr überrashende, sondern höhst naheliegende
Einsiht, die aber gar niht den damaligen Erwartungen entsprah: Kli-
mashwankungen können wie Rauh ohne Feuer, also ohne erkennbare Ursahe
sein. Oder man zieht zur Erklärung von unerwarteten Änderungen das viel-
beshworene Bild vom Flügelshlag eines Shmeterlings zur Hilfe, nur dass im Kli-
masystem unendlih viele „Shmeterlinge“ unterwegs sind, deren Flügelshläge
ebenso unendlih viele Ereignisse auslösen können, sodass man sie in der Summe
nur noh als Zufall beshreiben kann; das System wird so zu einem zufällig
getriebenen - man sagt auh stohastishen - System, in dem sheinbar gewürfelt
wird. 7
Eine längerfristige Abweihung von einem historish als „normal“ wahrgenom-
menen Zustand brauht keine Erklärung durh externe Faktoren, seien es Vulkanis-
mus, Treibhausgase, Sonnenaktivität, andere kosmishe Vorgänge oder sonstige Ur-
sahen. Vielmehr können solhe Abweihungen einfah natürlihen Ursprungs sein,
also aufgrund interner Wehselwirkungen im Klimasystem entstehen. Mit dieser
Feststellung war zugleih eine wesentlihe Aufgabe deiniert: Unter welhen Um-
ständen müssen wir davon ausgehen, dass eine Entwiklung niht mehr rein natür-
lihen Charakters ist, sondern externe Ursahen hat? Und, wenn dem so ist, welhe
Ursahen sind für eine Veränderung plausiblerweise verantwortlih zu mahen? In
der Wissenshat heißt dieses Verfahren „Erkennung und Zuweisung“, also die
Erkennung von externen Wirkungen und die Zuweisung von plausiblen Gründen.
 
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