Geoscience Reference
In-Depth Information
2. Wie alles anfing
In der Klimadebate wird zumeist mit Fakten argumentiert, die für sih selbst stehen,
als ob sie keine Geshihte häten. Wir haben uns angewöhnt, die wissenshatlihe
Herleitung des Wissens über den Klimawandel unsihtbar zu mahen. Damit wird
dieses Wissen verabsolutiert und alternativlos. Auh der Zeitgeist, in dem dieses
Wissen produziert wurde und das Liht der Öfentlihkeit erblikte, vershwindet
rash aus unserem Blik. Nur so ist zu erklären, dass in den hitzigen Debaten ot
völlig untershiedlihe und sogar gegensätzlihe Aufassungen über den Klimawan-
del mit Verweis auf „die Wissenshat“ begründet werden. Warner wie Skeptiker
berufen sih auf eine angeblih zeitlose Wissenshat und erwarten, dass diese als ob-
jektive Shiedsrihterin die Debate - natürlih zu den jeweils eigenen Gunsten -
entsheidet. Die Wissenshat wiederum fühlt sih von dieser Rolle ot genug
geshmeihelt, und so landen alle gemeinsam shließlih in der Klimafalle, in der wir
uns heute beinden.
In diesem Kapitel gehen wir zum Anfang der modernen Klimaforshung zurük,
als Hans von Storh noh am Max-Plank-Institut für Meteorologie in Hamburg als
Klimaforsher tätig war, und zeigen, wie sih die Perspektive der Wissenshat auf
den Klimawandel bis heute entwikelt und verändert hat. Wir vollziehen am Beispiel
der prägenden Phase dieses Instituts anekdotish nah, wie der anthropogene
Klimawandel in umweltbewegter Zeit zu einem zentralen wissenshatlihen und
gesellshatlihen hema und die Klimaforshung zu einer Leitwissenshat wurden.
Uns geht es dabei weniger um eine detailgetreue wissenshatlihe Studie der
Geshihte des Max-Plank-Instituts oder der Klimaforshung insgesamt, sondern
wir wollen zeigen, wie Wissenshat und Gesellshat in diesem Zeitraum gemein-
sam eine (apokalyptishe) Erzählung vom Klimawandel hervorgebraht haben, die
auh anders häte verlaufen können. Erst dadurh eröfnet sih der Blik auf
Forshungslüken und Deizite der derzeitigen Klimaforshung und Wissenspolitik.
 
Search WWH ::




Custom Search