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typische morphologische Merkmale zugeschrieben, die sich jedoch
häufig widersprechen: „Die Wurzeln sollten sehr tief reichen oder sich nur
ganz flach unter der Bodenoberfläche horizontal ausbreiten, die Blätter sollten
klein und hart oder groß und sukkulent, bzw. weich und stark behaart sein
oder ganz fehlen; der Wassergehalt der Organe sollte gering oder außerordent-
lich hoch, entsprechend die Zellsaftkonzentration hoch, bzw. gering sein, die
Lebensdauer sehr kurz oder sehr lang usw. Eine solche Aufzählung von un-
vereinbaren Merkmalen vermittelt keine Vorstellung von den einzelnen Pflan-
zentypen der Wüsten.“ (ebd.). Zahlreiche Arten haben Mechanismen zur
Verminderung des Wasserverbrauchs entwickelt; andere können
Wasser speichern, um Dürreperioden durchzustehen. Auch Gräser
gehören zum Pflanzenspektrum vieler wüstenhafter Standorte; sie
bringen jedoch keine besonderen Anpassungsmechanismen gegen
Wasserknappheit mit: Sie betreiben keine Transpirationsminderung.
Alle Organe sind vital, solange ausreichend Bodenfeuchte zur Ver-
fügung steht; bei Trockenheit verdorren die Gräser.
Aus den genannten Gründen plädieren Walter & Breckle (2004)
dafür, die Wüstenpflanzen als Dürre-exponierte Arten anzusprechen
und verschiedene ökologische Typen auszugliedern (s. u.). Im Folgen-
den wird jedoch nicht streng nur einem Ordnungskonzept gefolgt,
sondern auch der Begriff Xerophyten i.w.S. benutzt. Die Vorstellung,
dass Wüstenpflanzen mit besonders wenig Wasser auskommen sollen,
ist überholt. Die vermeintliche Anpassungsleistung bestimmter Pflan-
zen an wüstenhafte Standortbedingungen ist vor allem in der Relation
von Transpiration zu verfügbarem Wasser zu sehen: Je niedriger das
Niederschlags- bzw. Bodenwasserangebot pro Fläche, desto stärker
wird die gesamte transpirierende Blattfläche reduziert. Auch für ex-
treme Wüsten gilt diese Aussage. Im Phänomen der kontrahierten
Vegetation (Kap. 7.1.1) kommt die Wirkung des Oberflächenabflusses
und der daraus resultierenden lokalen Zuschusswasserangebote ein-
drucksvoll zum Ausdruck (Foto 10). Nach Walter & Breckle (2004:
372) ist ist die Wasserversorgung der transpirierenden Fläche (..) nicht
wesentlich schlechter als in humiden Gebieten. Es kommt vor allem darauf
an, dass die Pflanzen die Dürrezeiten überdauern.“ Hier sind verschiedene
Strategien zu beobachten. Abb. 21 bietet eine Übersicht über xero-
phytische Lebensformen und Überlebensweisen . Dürre-meidende
Spezies nutzen günstige Wachstumsbedingungen und schließen ihre
Entwicklung in kurzer Zeit ab (z. B. Geophyten). Zahlreiche mehr-
jährige krautige oder holzige Pflanzen können die Austrocknung ver-
zögern und Wasser speichern; andere überstehen eine extreme Aus-
trocknung (poikilohydre Arten). Halophyten vertragen sowohl hohe
Salzkonzentrationen als auch Wassermangel.
Schließlich finden sich Pflanzen in Wüsten, die gar keinen Wasser-
mangel leiden - die sogenannten Phreatophyten . Hierzu zählen
Baumarten wie auch buschige Gehölze. Sie benötigen ganzjährig Zu-
gang zu Wasser, um nicht abzusterben - auch wenn sie ihr Laub abge-
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