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1 Mio. km 2 . Die saisonalen Frostwechselereignisse zwischen Som-
mer und Winter sowie die diurnalen Frostwechsel in den Übergangs-
jahreszeiten erzeugen die typischen Frostmusterstrukturen der po-
laren Kältewüste: Auf flachen Standorten entstehen Steinpolygone
unterschiedlichen Durchmessers (meist 1,5 - 20 m Durchmesser); an
Hängen bis 15° Neigung finden sich Steinstreifen und Feinerdebeete
als Ausdruck ungebundener Solifluktionsprozesse.
Im Südpolargebiet zählen nahezu alle unvergletscherten Bereiche
zur Kältewüste. Eine Ausnahme macht die Spitze der unterhalb des
Polarkreises liegenden Antarktischen Halbinsel, wo kleinräumig der
hocharktischen Tundra nahekommenden Tundrenflecken auftreten
(Blümel 1999). Auch diese maritim beeinflussten Areale sind von
kontinuierlichem Permafrost unterlagert. In der Antarktis sind zwei
sehr unterschiedliche Typen der Kältewüste entwickelt - eine zwar
ozeanisch gemilderte und feuchte, aber äußerst sommerkühle West-
antarktis (Antarktische Halbinsel) und der Typ der extrem trocken-
kalten (kontinentalen) Wüste der Ost-Antarktis. Zu letzterer gehören
v. a. die unvergletscherten Dry Valleys und das Victoria-Land. Hier
handelt es sich um die Folgen einer extremen Trockenheit, die trotz
stärkerer Insolation pflanzliches Wachstum verhindert. Die geringen
Schneefälle verdunsten, ohne biotisch wirksam zu werden (Campbell
& Claridge 1987). Rein physiognomisch gesehen treten starke Kon-
vergenzerscheinungen mit den Hitzewüsten auf. Zur näheren Cha-
rakteristik der polaren Kältewüsten s. Kap. 16.
4.6.2 Hochgebirgs-Kältewüsten
Hochgebirgswüsten: Nach dem Prinzip des planetarischen (horizon-
talen) und hypsometrischen (vertikalen) Formenwandels, dem ins-
besondere die jeweiligen Temperaturbedingungen zugrunde liegen,
sind in Hochgebirgen einige Analogie- und Konvergenzerscheinun-
gen mit polaren Kältewüsten zu erwarten: In spezifischen Höhen
werden aufgrund der vertikalen Erhebung klimatische Verhältnisse
erzeugt, die denen in hoch- oder subpolaren Räumen ähneln, häufig
auch verbunden mit Permafrost im Untergrund.
In den Alpen könnte man die Höhenstufe ab der oberen alpinen
Stufe mit ihrer lückenhaften bis diffusen Vegetation sowie die aperen
Teile der nivalen Stufe mit dem Begriff der Kältewüste belegen. In
den höchsten unvergletscherten Gipfellagen können noch vereinzel-
te Phaerogamen sowie Flecken mit Kryptogamen auftreten (= hoch-
nivale Stufe). Je nach Bewuchsdichte ist auch die mittel-nivale Stufe
mit dikotylen Polstergruppen, Moosen und Flechten zur Hochgebirgs-
wüste zu zählen. Je nach geographischer Breitenlage und Kontinen-
talitätsgrad verändert sich die Höhenlage der Hochgebirgswüsten.
Generell ist die Gebirgskältewüste unmittelbar unterhalb der Schnee-
grenze zu finden, die jedoch sehr stark expositionsbedingt schwanken
kann:
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