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gut gerüstet gegen Kälte- sowie häufig auch gegen Trockenstress. Tro-
ckenheit oder mangelnde Erreichbarkeit flüssigen Wassers sind Stand-
ortfaktoren, die sowohl in schnee- und regenarmen Polarregionen
wie auch in den obersten Stufen von Hochgebirgen weltweit ver-
gleichbar anzutreffen sind.
Als Kältewüste werden arktische und antarktische Bereiche (= Po-
lare Wüsten) sowie Hochgebirgsregionen definiert, deren Bewuchs-
dichte durch baumlose Tundrenpflanzen und Gebirgspflanzen weni-
ger als 10 % der Fläche ausmacht. Sie ist mit dem geomorphologischen
Begriff der Frostschuttzone identisch. Polare Wüsten liegen oberhalb
des Polarkreises. Ihr klimatischer Jahresgang wird geprägt durch ex-
treme Beleuchtungsjahreszeiten (Polartag/Polarnacht) und damit
auch durch ein extremes Temperaturregime mit sehr tiefen Winter-
temperaturen (ausgeprägtes Jahreszeitenklima). Die Niederschläge
fallen vornehmlich als Schnee. Regional werden weniger als 100 mm/
Jahr gemessen (Wasseräquivalent). Das entspricht der Größenord-
nung vieler heißer Wüstenregionen. Jedoch ist aufgrund der som-
merlichen kühlen Temperaturverhältnisse die Verdunstungsrate um
ein Vielfaches geringer und damit der Grad der Wasserknappheit für
Pflanzen nicht vergleichbar. Andererseits wirkt regional ein heftiges
Wind- oder Sturmregime, das zusätzliche Verdunstung und Abküh-
lung bewirkt mit dem Effekt, dass dort auch echter Trockenstress auf-
tritt. Die polare Wüste mit ihrem Mangel an (Gefäß-)Pflanzen ist aber
in erster Linie eine Kältewüste - so die gängige Bezeichnung. Treffen-
der wäre aber der Begriff Wärmemangelwüste: Verantwortlich ist das
relative Einstrahlungsdefizit in den höchsten polaren Breiten. Der Po-
larsommer erlaubt nur eine sehr kurze Vegetationsperiode. Im Som-
mer steigen die Temperaturen einige Grad über den Nullpunkt und
lassen den oberflächennahen Untergrund auftauen, die Wärmesum-
me des Sommers reicht aber trotz durchgehender Einstrahlung für
die meisten Blütenpflanzen nicht mehr zum Wachstum und zur Re-
produktion aus. Wo die Mitteltemperatur des wärmsten Monats unter
6 °C bleibt, können meist nur noch Kryptogamen und wenige Gefäß-
pflanzen überdauern. Von Kältewüste spricht man, wenn weniger als
10 % der Fläche von Pflanzen besetzt sind.
4.6.1 Polare Kältewüsten
Kältewüsten finden sich in der Arktis in den Pol-nächsten Bereichen
von Grönland, Spitzbergen sowie kanadischen und russischen Inseln
(Abb. 63). Sie sind Teil des übergeordneten Periglazialgebietes (unver-
gletschertes, baumloses Polargebiet). Der Untergrund wird von kon-
tinuierlichem Permafrost eingenommen; der wenige Dezimeter tiefe
sommerliche Auftauboden trägt Tundrengesellschaften (Nieder- und
Hocharktische Tundra). Wo diese enden, schließt sich die klimageo-
morphologische Frostschuttzone an; sie ist mit der botanisch asso-
ziierten Kältewüste identisch (Foto 6). Deren Fläche umfasst etwa
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