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Realisierung ist politische und gesellschaftliche Stabilität. Davon ist
man zumindest im nördlichen Afrika oder Mittleren Osten noch weit
entfernt.
Zukünftig sicherlich sehr bedeutsam dürften Bewässerungspro-
jekte insbesondere in der Sahara sein. Hier existieren immense Men-
gen fossilen Grundwassers, das zuletzt während der mittelholozänen
Feuchtperiode (Kap. 12.1.3.1) aufgefüllt wurde. Libyen hatte bereits
ein gigantisches Fernwasserprojekt begonnen, das fossiles Sahara-
Wasser nach Tripolis und in nördliche Regionen transportieren sollte.
Ägypten hatte schon vor Jahrzehnten große Bewässerungsprojekte in
den Wüstendepressionen gestartet (New Valley u. a.). Bei sorgsamem
Umgang mit dieser nicht erneuerbaren Ressource und gutem Manage-
ment (Versalzungsproblematik!) ist zumindest eine regionale Chance
verbunden, die Wüste angemessen nutzbar zu machen. Das Negativ-
Beispiel der Aralsee-Region demonstriert aber bereits eindringlich,
welche verheerenden, multiplen Folgen bei Planlosigkeit oder
unsachgemäßer Umsetzung auftreten und große Räume unwieder-
bringlich wertlos machen.
Andererseits wird sich in vielen Wüsten- oder Halbwüstengebieten,
die von Fremdlingsflüssen gequert werden, in der Zukunft der Kampf
um Wasser verstärken. Konflikte bestehen im Nahen und Mittleren
Osten schon seit langem. Bewässerungs- und Stauseeprojekte sowie
Umlenkungen durch Oberlieger könnten bis zum Krieg um Wasser
führen.
Die etwas dichter bewachsenen Wüstenrandgebiete und angren-
zenden Dornbuschsavannen werden auch zukünftig weiterhin einen
zerstörerischen Nutzungsdruck durch Weidewirtschaft und Brenn-
holzgewinnung erleben. Auf diese Art der vom Menschen verursach-
ten Wüste - die Desertifikation - wurde im Kap. 4.8 hingewiesen.
Die Wirkung der Desertifikation zeigt sich unter anderem in einer Zu-
nahme von Staub- und Sandstürmen in Afrika, vor allem aber auch
in Innerasien/China: Peking und andere Metropolen leiden vermehrt,
zusätzlich zu örtlichen Emissionen, unter den intensiven Staubein-
trägen aus den sich ausweitenden Wüsten. Solche Landschaftsde-
gradierungen werden umso radikaler, da die aktuellen klimatischen
Veränderungen das Dürrerisiko wie auch die Gefährdung durch Stark-
regen und Überflutungen steigern. In den letzten Jahren hat das sub-
saharische Afrika beide Aspekte der klimatischen Variabilität drastisch
erlebt. Gegenwärtig (2012) wird die sich abzeichnende neue Sahel-
Dürre diskutiert ...
Der Klimawandel wird aber auch manchen Wüstengebieten durch
die Verschiebung von Zirkulationsmustern (wieder) höhere Nieder-
schläge bescheren. Regionale Beobachtungen am südöstlichen Saum
der Sahara zeigen dies an, auch brachten in Namibia die meisten der
letzten 12 Jahre überdurchschnittliche Regenzeiten mit sich, was sich
in der Vegetationsdichte an den Rändern der Namib bemerkbar ge-
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