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der Wüste potenziert den Verlust an Biodiversität und land-
schaftlichem Reiz. Gefährdungen dieser Art erfahren auch die ebenso
empfindlichen Kältewüsten, wo große Gruppen von Kreuzfahrtteil-
nehmern die Vegetation und die Frostmusterstrukturen in der Umge-
bung des Anlandungsplatzes massiv beeinträchtigen. Dies gilt da-
neben auch für die Brut- und Ruhekolonien antarktischer Vogel- und
Robbenpopulationen, die durch zu nahen Kontakt gestört werden.
Bereits seit zwei Jahrhunderten werden in zahlreichen Wüsten-
gebieten mineralische Rohstoffe gewonnen. Sehr viele heutige Wüs-
tengebiete haben eine lange erdgeschichtliche Entwicklung hinter
sich, die zur Bildung diverser Lagerstätten einschließlich Erdöl und
Gas geführt hat. Auch in jungen Hochgebirgen wie den Anden hat
der Gebirgsbildungsprozess und Vulkanismus für Erzimprägnierungen
etc. gesorgt. Der weitgehend freie Blick auf die Erd- oder nackte
Gesteinsoberfläche vereinfacht die Prospektionstätigkeit. Die verstärk-
te Nachfrage z. B. nach Kupfer, Erdöl, Uran oder Seltenen Erden, aber
auch die anhaltende Attraktivität von Gold oder Diamanten werden
dazu führen, dass Wüsten verstärkt verwüstet werden. Transportwege,
Minen, Aufbereitungsanlagen und Abraumhalden zerstören zwangs-
läufig die sensiblen, patinierten Oberflächen und hinterlassen un-
übersehbare Narben. So sind im südwestlichen Afrika durch den Dia-
mantabbau weitflächige Mondlandschaften entstanden. Riesige
Schuttberge türmen sich um die größte Tagebau-Kupfermine von
Chuquicamata in der chilenischen Atacama. Bei der Erzgewinnung
werden große Mengen des ohnehin knappen Wassers aufgebraucht,
die Umgebung durch Schwermetalle und andere toxische Stoffe kon-
taminiert. In Namibia werden aktuell zahlreiche neue Bergbaupro-
jekte (Uran, Kupfer u. a.) realisiert, verbunden mit enormen Inves-
titionen in Infrastruktur und (Fern-)Wassergewinnung, einschließlich
Entsalzungsanlagen. Der Bergbau ist fraglos notwendig und auch er-
tragreich - aber gerade in den wenig oder gar nicht besiedelten Wüs-
ten ist Renaturierung oder umweltschonender Abbau bisher kein
Thema. Die beiden Beispiele stehen nur stellvertretend für ein globales
Problem. Es wird kaum eine Wüste verschont bleiben: In den Salaren
der Atacama und im größten Salzsee (Salar de Uyuni/Bolivien) lagern
Lithium-Reserven, die verstärkt erschlossen werden. Der Salpeter-
abbau in der Atacama hatte einst Weltmarktbedeutung und führte zu
Kriegen zwischen Chile und den Nachbarstaaten. Mit der Erfindung
des Kunstdüngers brach die Gewinnung ein - heute erlebt der Abbau
eine Renaissance. So ergeht es auch vielen anderen stillgelegten Berg-
baustätten: Mit der generellen Ressourcenverknappung wird die För-
derung wieder eröffnet. Die wirtschaftliche Zukunft der Wüsten ge-
hört sicherlich der Rohstoffgewinnung.
Ein großes Potenzial für die Inwertsetzung der Wüsten ist die viel-
diskutierte Solarenergiegewinnung - sei es über Fotovoltaik, Solar-
kraftwerke oder die Wasserstoffgewinnung. Voraussetzung für die
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