Geoscience Reference
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Je höher die Frequenz dieses Zustandswechsels, desto größer ist die
Verwitterungsrate. Salze sammeln sich häufig in Geländedepressionen,
Gesteinsklüften oder unter Blöcken und Schutt, sodass sie hier ihre
mechanische Wirkung besonders entfalten können. Durch thermisch
verursachte Volumenschwankungen angelegte Mikro-/Haarrisse im
Mineralgefüge unterstützen die Salzverwitterung.
Miotke & von Hodenberg (1980) beschreiben den Prozess der Tief-
frostkontraktion aus extrem kalten Regionen: Schrumpfrisse erzeu-
gen polygonale Strukturen im Gestein (inner rock polygons), in die
potenziell feine Klasten, Salz oder Schneeschmelzwasser eindringen
bzw. sich Sublimationseis bilden kann. Äußerlich ähneln solche Poly-
gone den Trockenriss- oder Frostmusterstrukturen.
Fazit: Auch in Kältewüsten herrscht ein komplexes, vielseitiges
Wirkungsgefüge von physikalischen und (bio-)chemischen Verwit-
terungsprozessen, das beträchtliche Gemeinsamkeiten mit Hitzewüs-
ten aufweist. Sie äußern sich unter anderem auch in Formen, wie sie
für heiße Wüsten typisch sind: Hohlblöcke (Tafoni), Wabenverwit-
terung, Abplattung und Pilzfelsen. Auch die starke Windtätigkeit
nimmt Einfluss auf die Landschaftsentwicklung durch Verdriftung
von Schnee, Sand und Staub. Es werden stellenweise sogar Dünen
aus Feinkies beschrieben. Regional führt Korrasion durch Schnee-
und Eiskristalle zu Polituren auf Gesteinsoberflächen, vergleichbar
dem Windschliff durch Sand in Hitzewüsten. Wo zeitweise Benetzung
stattfindet, zeigen sich Fe- und Mn-Häutchen analog zur Bildung von
Wüstenlack.
(Mikro-)Oasen
Die Lebensformen unter den extrem kalt-trockenen Klimabedingungen
haben zahlreiche biologische Untersuchungen angeregt. Häufig wird
dabei für die wenigen und meist kleinräumigen eisfreien Bereiche der
Antarktis (Periglazialgebiete) der Begriff Oase benutzt, unabhängig
von Größe oder Lagekriterien. Umschrieben wird damit ein poten-
zieller Lebensraum in der sonst lebensfeindlichen Umgebung der
Eis- und Kältewüste.
Oasen sind eisfreie Gebiete, die durch ihre niedrige Albedo und
eine positive Strahlungsbilanz frei von dauerhaftem Schnee bleiben.
Man kann sie (im übertragenen Sinn) als von Eis umgebene Wär-
meinseln und damit einen potenziellen Gunstraum betrachten. Letzt-
lich aber sind sie klimatisch-ökologisch eine Kältewüste. So treten in
der bekannten Schirmacher-Oase im Nordsektor der Antarktis jahres-
zeitlich freie Wasseroberflächen (Seen) auf; Tiere und Pflanzen finden
hier marginale Lebensmöglichkeiten (s. Bormann & Fritzsche 1995).
Die Dry Valleys im Süd-Victoria-Land bilden mit 150 km Länge und
20 km Breite die wohl bekannteste Oase Antarktikas. Hierzu gehören
drei ehemals vergletscherte Täler: Taylor, Wright und Victoria Valley.
Seit etwa 2 Mio. Jahren hat hier keine neue Vergletscherung statt-
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