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direkte Einstrahlung haben die ost-antarktischen Kältewüsten mit
den heißen Wüsten gemeinsam. Damit ist nicht nur die Frostverwit-
terung ein wichtiger Prozess in kontinentalen Kältewüsten, sondern
auch die Insolation. Nicht nur Meckelein (1974) hat auf aride Ver-
witterung in Polargebieten und auf geomorphologische Formenkon-
vergenz zwischen heißen und kalten Wüsten und damit auch auf die
Rolle der Insolationsverwitterung aufmerksam gemacht.
Insbesondere dunkle Gesteine absorbieren Strahlung auch in kalter
Umgebung (vgl. Blümel 1999). Messungen an Gesteinsoberflächen
Antarktischer Oasen (aus dem Eis aufragender Fels) ergaben Werte
bis über 30 °C und Minimaltemperaturen von 2 °C. Campbell &
Claridge (1987) berichten über Oberflächentemperaturen von 42 °C
an der Station Molodezhnaya oder über 20 °C an der Scott Base. Je
nach Bewölkung bzw. klarem Himmel sind tägliche Temperatur-
schwankungen von 35 °C keine Seltenheit. Der Boden selbst bleibt
kalt: Die Schwankungen reichen kaum tiefer als 20 cm in den Unter-
grund. Selbst in der sonnenarmen maritimen West-Antarktis wurden
Temperaturen an Gesteinsoberflächen bis 22 °C gemessen - bei Luft-
temperaturen um 0 °C (Blümel 1984). Damit sind Desquamation, Ab-
grusung und Absanden auch charakteristische Verwitterungsfolgen
aufgrund wiederholter Temperatur- und Volumenschwankungen.
Eine weitere Besonderheit stellt wiederum die teilweise über den
Polarkreis hinausreichende Antarktische Halbinsel dar. Hier treten im
Sommer kurze Nächte auf und damit auch häufiger Frostwechsel. Die
dortige deutlich höhere Feuchte kann in die Fissuren der Minerallo-
ckerung eindringen und zusätzlich zur Insolation durch Frostver-
witterung und/oder Hydratation sowie Hydrolyse vor allem den me-
chanischen Gesteinszersatz beschleunigen. Hier greifen also mehrere
Prozesse synergetisch ineinander (Blümel 1999) und erzeugen auf
mechanische Weise Korngrößen bis 2 μm.
Frostverwitterung - wie auch die nachstehende Salzverwitterung -
kann in den extrem trockenen Teilen der Ost-Antarktis dagegen nur
wirksam werden, wenn neu gefallener oder verdrifteter Schnee für
das notwendige Agens Wasser sorgen.
In der Salzverwitterung ist eine weitere Konvergenz von kon-
tinental-klimatischen Kältewüsten mit heißen Wüsten zu sehen. Die
teils extreme Aridität insbesondere der ost-antarktischen Kältewüsten
verhindert die Auswaschung eingewehter, freigesetzer oder neu ent-
standener Salze, sodass diese an der Abgrusung, Desquamation oder
Schuttbildung mitwirken und z. B. die durch temperaturbedingte
Volumenschwankungen angelegten Haarrisse im Mineral-/Gesteins-
verband erweitern können. Entscheidend für die quantitative Rolle
der Salzsprengung ist ein Wechsel zwischen erhöhter Luftfeuchte und
nachfolgender Austrocknung, um einerseits die hygroskopische Was-
seraufnahme der Salzkristalle (Quellungsdruck), andererseits die feste
Rekristallisation/Ausfällung (Kristallisationsdruck) zu ermöglichen.
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