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Kontinental-klimatische Antarktis
Trotz des Kältewüstencharakters können die daneben vorkommen-
den, lückenhaften Flechten- und Moosstandorte der ozeanisch ge-
prägten West-Antarktis als ökologisch begünstigte Räume angesehen
werden - vergleicht man sie mit den unvergletscherten Gebieten der
Ost-Antarktis (Victoria Land). Miotke (1982) beschrieb die Ost-Ant-
arktis mit „ kälter als Sibirien und trockener als die Sahara “ und ergänzt
eindrucksvoll die Vorstellung zahlreicher Gemeinsamkeiten zwischen
heißen und kalten Wüsten, indem er vor allem physikalische Ver-
witterungsprozesse untersucht.
Die zu fast 98 % von Gletschereis bedeckte, im Mittel 2000 m hoch
gelegene Landmasse Antarktika beherrscht ein extrem-kontinentales
Klima - die erwähnte maritime Antarktische Halbinsel ausgenommen.
Zirkumpolare Tiefdruckwirbel bringen dem Saum und unteren Stock-
werken des Eiskontinents Schneeniederschläge, dringen aber nicht
in/auf das Zentrum des Kontinents vor. Die wenigen Feinschnee-
Niederschläge über dem Inneren Plateau des gigantischen Eisschildes
stammen aus hohen Bereichen der Troposhäre. Das Wasseräquivalent
liegt nur bei 30 - 70 mm, daher der Vergleich mit der Aridität der Sa-
hara.
Über der Hoch-Antarktis herrscht permanenter hoher Luftdruck
bei mittleren jährlichen Temperaturen zwischen - 40 und -55 °C. Die
Monatsmitteltemperaturen bleiben stets unter -15 °C. Von dort strö-
men die dichten, kalten Luftmassen in alle Richtungen ab, werden
zu Stürmen beschleunigt, die teils mit Orkanstärke in Küstennähe
auslaufen. Diese katabatischen Stürme sind trocken und tragen zur
zusätzlichen Verdunstung bei. Wo die Fallwinde aus dem Zentrum
oder aus regionalen Gletschereinzugsgebieten steile Schwellen über-
winden müssen - am Transantarktischen Gebirge - finden sich die
extremsten Kältewüstenstandorte der Antarktis (Süd-Victoria-Land,
Dry Valleys, Taylor Valley). Auch hier sind die orographischen Ge-
gebenheiten, vergleichbar dem heißen Death Valley Kaliforniens,
maßgeblich für die hohe Trockenheit mit verantwortlich. Die Jahres-
durchschnittstemperaturen betragen -30 bis - 20 °C. Die geringen
Schneefälle verdunsten, ohne biotisch wirksam zu werden (Campbell
& Claridge 1987). Trotz stärkerer Insolation wird pflanzliches Wachs-
tum verhindert. (Übersicht zur klimatischen Kennzeichen der Polar-
gebiete s. Blümel 1999.)
Konvergenzerscheinungen: Verwitterungsprozesse
Die Jahresamplitude zwischen kältestem und wärmstem Monat ist im
kontinentalen Bereich sehr hoch; jedoch bleibt - Ausnahme nördliche
Antarktische Halbinsel - auch der wärmste Monat im Mittel unter
0 °C (Abb. 65). Aufgrund des Polarsommer/-winter-Zyklus (keine
Nächte im Sommer) entfällt die tägliche Temperaturschwankung,
wie sie für heiße Wüsten typisch ist. Wolkenarmut und damit hohe
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