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16 Kältewüsten der Polarregionen
In den meisten Veröffentlichungen über Wüsten der Erde werden die
unbewachsenen oder vegetationsarmen polaren Räume und Hoch-
gebirge nicht mit einbezogen. Dies ist verständlich, wenn man nur
die Faktoren Hitze und Trockenheit in der Definition berücksichtigt.
Legt man jedoch biotische Kriterien wie das Fehlen von Bewuchs
oder eine nur sporadisch vertretene Flora zugrunde, darf diese Art
von Wüsten nicht ausgeklammert werden.
In den Kältewüsten ist das Ursachengefüge für mangelndes Pflan-
zenwachstum aber teilweise anders geartet als in den heißen Wüsten-
gebieten:
Obwohl wegen des niedrigen Temperaturniveaus auch die Ver-
dunstungsrate niedrig ist, kann Wassermangel/-verfügbarkeit
dennoch in manchen polaren oder Hochgebirgs-Wüsten der ent-
scheidende Hemmungsfaktor für die Vegetationsentwicklung
sein. Häufig ist er verursacht durch geringe Schneemengen, apere
Flächen durch Schneeverdriftung, kontinental-trockene Lage u.Ä.
Zumindest regional herrscht ein kontinental-trockenes Klima
mit Niederschlägen unter 100 mm. Durchschnittlich erhalten die
kanadischen und sibirischen Küstenbereiche aber Jahresnieder-
schläge von ~100 - 250 mm Wasseräquivalent. Dann sind regional
edaphische Gegebenheiten (starke Wasserdurchlässigkeit, man-
gelnde Wasserspeicherfähigkeit) oder die Exposition gegenüber
Wind und Sonne maßgeblich für das Wüstenbild verantwortlich.
Regional sorgen eine heftige Windtätigkeit und Strahlungsabsorp-
tion der Gesteinsoberflächen für Trockenstress bei Pflanzen. Auf
aperen Oberflächen verdorren manche Pflanzen in der Kältewüste,
zumal über Sublimationseffekte die oberflächennahen Bereiche
stark ausgetrocknet werden. In der kontinental-klimatischen Ost-
Antarktis jedoch ist diese extreme Trockenheit mit außerordent-
licher Kälte kombiniert (Victoria-Land; Dry Valleys; Abb. 65).
Die innere Antarktis ist mit weniger als 50 mm Jahresnieder-
schlag (Wasseräquivalent) noch trockener. Genauere Angaben
zur Niederschlagshöhe in Polarregionen sind jedoch nur schwer
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