Geoscience Reference
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Es ist bei der gegebenen Reliefstruktur nicht verwunderlich, dass
enge fluvial-sedimentologische Beziehungen zwischen dem Tarim-
Wüstenbecken und den angrenzenden, teils vergletscherten Hoch-
gebirgen bestand und besteht. Nach Yang (1991) lässt sich folgender
zentral-peripherer Formenschatz ausgliedern:
nivale und glaziale Höhenstufe,
Hügelland,
Sandschwemmebenen,
aerodynamisches Relief.
Vor der Hochgebirgsregion liegen löss- und sandbedeckte Hügelländer
mit Wüstenschluchten. Große glazifluviale Schotterkegel und Morä-
nenfelder sind als Reliefgenerationen auszumachen. Am Rand der
Takla Makan erstrecken sich vorzeitliche Schwemmfächer, über deren
Schotter und Kiese sich dünne Sandschleier ausbreiten, die als Sand-
schwemmebenen bezeichnet werden können. Flüsse aus dem Kunlun-
Shan queren heute mit ihren Schnee- und Gletscherschmelzwässern
das Gebirgsvorland und zum Teil die Sandschwemmebenen.
15.1.2 Anthropogener Landschaftswandel: Tugai-Wälder
Auch die lange Kette der winterkalten asiatischen Wüsten und Halb-
wüsten (Abb. 11) ist in Bezug auf ihre Lebensraumfunktion (Bio-
tope, Kulturland) maßgeblich durch allochthones Wasser geprägt
( Fremdlingsflüsse ). Wie bei den subtropisch-tropischen Wüsten-
arealen muss zum Verständnis ihrer ökologischen Funktionen auf
diese Dichotomie hingewiesen werden: Das eigentliche Wesensmerk-
mal der Wüsten - Vegetationsarmut durch Wassermangel - ist Aus-
druck des autochthonen Trockenklimas. Ihm steht oft eine stau-
nenswerte biotische Fülle gegenüber, die in der Wüste ein azonales,
besonderes Element darstellt. Vor allem das Potenzial der Fremdlings-
flüsse hat bereits seit Jahrtausenden Leitlinien für die wirtschaftliche
Nutzung und Umgestaltung geboten. Abgesehen von natürlichen Pro-
zessen der Aridisierung sind durch Bewässerungsfeldbau und damit
verknüpfter Versalzung der Böden zahlreiche Naturräume degradiert
oder bereits zerstört worden. Ein drastisches Beispiel dafür liefert das
Schicksal des Aral-Sees; Kap. 4.8.
Insbesondere die flussnahen natürlichen Lebensräume im Tarim-
Becken (wie auch anderer zentral-asiatischer Flüsse) unterliegen dra-
matischen ökologischen Veränderungen . Mit dem sommerlichen Ge-
birgsschmelzwasser in den Wüstenflüssen entstand nach dem LGM
das System der Tugai-Wälder . Es sind hoch spezialisierte Gehölzfor-
mationen entlang der Flussläufe und in ihren Auen. Sie setzen sich
aus tief wurzelnden Baum- und Straucharten zusammen und sind
oft weiträumig von Schilfröhrichten bestanden.
Ab dem Neolithikum bildeten sich hier menschliche Kulturen he-
raus. Um 2000 v.Chr. begann die erste große Phase der Oasen-Kulturen
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