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lassen dessen jungquartäre Entwicklung hin zum gegenwärtigen
kümmerlichen Salzsee nachvollziehen: Spätestens ab dem Höhepunkt
des LGM vor 20 000 Jahren setzte die Austrocknung im Tarim-Be-
cken ein und es begann der Aufbau großer Sand- und Dünenfelder
(Jäkel 1991b). Succow & Thevs (2009) beschreiben die entstehende
Sandwüste zunächst als ein Netz aus sich verlagernden Flussläufen,
begleitet von Tugai-Wäldern. Sie setzten sich vor allem aus der Wüs-
tenpappel ( Populus euphratica, P. diversifolia ) und Schilfsümpfen ( Phrag-
mites australis, Hippophaë rhamnoides u. a. ) zusammen. Große Binnen-
deltas wurden von den Schmelzwässern der abtauenden Gletscher
und der Schneeschmelze aufgebaut, aus denen der Sand der zuneh-
mend wachsenden Dünen und der weiter nach Osten ausgewehte
Lössstaub stammt. (Hier wird in der quartären Entwicklungsgeschich-
te bei den winterkalten asiatischen Wüsten die Verzahnung mit
ehemals oder aktuell vergletscherten Gebirgen deutlich.) Trotz der
zunehmenden Versandung und Verdrängung der verzweigten Wasser-
arme wurde aber von den Hauptflüssen ein Grundwasserkörper auf-
gebaut und gespeist, der die Basis auch der aktuellen Tugai-Wälder
bildet.
Die enge Verzahnung der (Sand-)Wüstenbildung in der Takla Ma-
kan mit der klimatisch-hydrologischen Entwicklung der Wüste geht
aus der Arbeit von Jäkel (1991b) hervor: In seiner Karte der Dünen-
entwicklung gliedert er mehrere Phasen aus, belegt durch absolute
Altersbestimmungen: Der älteste Dünenkomplex reicht >20 000
Jahre zurück. Vor 7500 Jahren war noch etwa die Hälfte der Takla
Makan potenzielles Überflutungsgebiet, vor 2000 Jahren war es min-
destens noch ein Drittel und vor 400 Jahren etwa noch ein Viertel.
Unter Einbeziehung der Bewässerungsoasen waren es 1990 weniger
als ein Zehntel.
Dass Wasser in der Landschaftsgeschichte der heutigen Dünenwüste
eine große Rolle spielt, lässt sich auch von eigenwilligen, oft strom-
lininienförmigen Gebilden in der Takla Makan ableiten (Foto 40). Be-
reits Sven Hedin war von ihnen beeindruckt und nannte sie Yardangs .
Sie sind in zahlreichen Wüsten beobachtet worden und sind Produkte
der Korrasion durch den Wind. Es sind vor allem wenig verfestigte
Sedimente wie limnische Ablagerungen (Seekreide, Diatomeen-Schich-
ten usw.). Die zugehörigen Seen wie der Lop Nor sind ausgetrocknet;
in den Wüsten zeugen die Yardangs von deren Existenz und vom
klimatischen Wandel, dem noch immer zahlreiche Forscher auf der
Spur sind. Aktuell werden im Auslaufbereich des Keriya-He (Abb.
60) im Zentrum der Sandwüste geringmächtige Seesedimente als
Ergebnis episodischer Flutungen gebildet. In der Zeit um Christi Ge-
burt war das Klima feuchter; der Keriya-He durchquerte die Wüste
und mündete in den Tarim-He, so auch im 16. und Anfang des 19.
Jahrhunderts. Dazwischen versiegte der Fluss wieder in der Wüste
(Yang 1991).
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