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gestellt. Als ihr Vorläufer gilt die Paracas-Kultur (800 - 200 v.Chr.), be-
nannt nach der (heute) völlig vegetationslosen Paracas-Halbinsel im
Süden Perus. Es ist nicht geklärt, ob die Paracas hier lebten oder die
Halbinsel nur als Begräbnisstätte fernab vom eigentlichen Siedlungs-
raum benutzten. Insbesondere im Süden der peruanischen Atacama
wurde die Kulturentwicklung von wiederholten klimatischen Ver-
änderungen gesteuert, die auf Verschiebungen von Zirkulations-
zellen/Niederschlagszentren zurück gingen (s. Mächtle 2007).
In Nordperus Wüstenbereichen (Sechura und nördliche Atacama)
basiert die zivilisatorische Entwicklung ebenfalls auf den Fremdlings-
flüssen aus den Anden. Im Unterschied zum Süden dürfte die relative
äquatornahe Lage eine verlässlichere landwirtschaftliche Grundlage
als in anderen Wüstenbereichen geboten haben. Beeinträchtigungen
rührten eher von den oft mit katastrophalen Niederschlägen ver-
bundenen El Niño-Ereignissen her. Etwa zeitgleich mit den Nasca
blühte in der Küstenebene (Großraum Trujillo; Rio Lambayeque bis
Rio Casma) die Moche-Kultur (Mochica). Berühmt wurde sie durch
ihre plastisch gestalteten, bemalten rotbraunen und cremefarbenen
Tongefäße sowie für ihre Gold- und Kupferarbeiten oder Wandmale-
reien. Weniger bekannt sind die monumentalen Lehmziegelbauten/
Pyramiden der Moche wie auch ihrer Nachfolgekulturen (Sicán:
800 - 1000 n.Chr.; Chimú 1000 - 1450 n.Chr.), die den teils extremen
Witterungsereignissen wie El Niño nur bedingt standhalten konnten.
Die Huaca del Sol (Sonnenpyramide) der Moche wurde aus 140 Mio.
Lehmziegeln (Adobe) erbaut, mit einer Grundfläche von 340 × 160 m
und fast 40 m Höhe - das größte präkolumbische Bauwerk Südame-
rikas. In der Nachbarschaft liegt die 30 m hohe Huaca de la Luna, von
der sehr dekorative, farbige Reliefmauern erhalten sind.
Zum Teil wurden die zerfallenen, architektonisch und künstlerisch
grandiosen Großbauten ausgegraben und die eindrucksvollen Reste
konserviert. Chan-Chan mit seiner Ausdehnung von 20 km 2 gilt als
untergegangene Hauptstadt des Chimú-Reiches und ist die größte
archäologische Stätte Südamerikas. Im 12. und 13. Jahrhundert dürf-
ten hier 100 000 Menschen gelebt haben. Mehrere Museen präsen-
tieren die überaus reichhaltigen Funde, die zum Teil aus Prunkgräbern
stammen („Herr von Sipán“ u. a.).
Es liegt auf der Hand, dass in der Extremwüste der chilenischen
Atacama menschliche Aktivitäten nur an den Flussläufen (rios) und
Schluchten (quebradas) zu erwarten sind. Deren Einzugsgebiete
liegen auf dem Altiplano oder an den Flanken der teils vergletscherten
oder saisonal verschneiten Vulkane. Einige wenige Ruinenstädte von
sogenannten Pucarás (befestigte Siedlungen) aus der Prä-Inka-Zeit
liegen am Rio Loa, dem einzigen Fluss, der durch die Atacama hin-
durch bis zum Pazifik verläuft. Die Pucará de Lasana ist eine akro-
polis-artige Siedlung aus engen Wohnkammern mit vorgelagerten
Bewässerungsflächen innerhalb der Befestigungsmauern. Lasana ist
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