Die nordchilenisch-peruanischen Wüsten - Wusten: Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum - page 249

einer der repräsentativsten Reste der Atacameños-Kultur. Es wurde
im 12. Jahrhundert n.Chr. erbaut, später von den Inkas übernommen
und 1540 von Francisco de Aguirre erobert.
Die Pucará de Quitor liegt nahe San Pedro de Atacama auf einer
70 m hohen Hügelflanke am Rio San Pedro und stammt ebenfalls aus
dem 12. Jahrhundert n.Chr. Sie umfasste 2,5 ha und hatte 160 Räu-
me, die zuletzt von den Inka vermutlich als Verwaltungssitz und
Trutzburg genutzt wurden. Um die heutige Oasensiedlung San Pedro
de Atacama (2500 m ü. M.; s. Abb. 54) liegen weitere Siedlungen wie
La Aldea de Tulor, die ebenfalls vor 800 Jahren bewohnt war. Die
Ruinen der aus dichten Rundbauten bestehenden, großflächigen
Siedlung sind bisher nur zu 4 % ausgegraben worden. Sie sind unter
dem Sand aus dem Valle de la Luna konserviert.
Weitere Hinweise zur Kulturentwicklung innerhalb der Atacama
finden sich im Norden der Pampa de Tamarugal nahe der ehemaligen
Salpeterfabriken. Die Petroglyphen von Los Pintados werden eben-
falls in den Zeitraum 500 - 1450 n.Chr. datiert und begleiten mög-
licherweise Karawanenverbindungen zur bolivianischen Tiwana-
ku-Kultur (Tiahuanaco). Es ist auffällig, dass die Siedlungen und
Wohnfestungen in der Atacama zur Zeit des europäischen Mittelalters
gegründet wurden bzw. florierten. Denkbar ist, dass auch hier eine
klimatische Fluktuation die Flussoasen besser und verlässlicher mit
Wasser versorgt hat - vielleicht bedingt durch vermehrte Nieder-
schläge auf dem Altiplano oder an den Vulkanen. Das mittelalterliche
Klimaoptimum brachte in Europa eine Blütephase, ermöglichte die
Besiedlung Islands und Grönlands (vgl. Blümel 2006, 2009b), erlaubte
die regionale Nutzung der Namib-Wüste (Kap. 12.2.5) u. a. m. Es ist
vorstellbar, dass diese Jahrhunderte global von klimatischen Ver-
änderungen betroffen waren, die auch das hygrische Verhalten in den
Wüsten Südamerikas und ihren Randbereichen positiv beeinflussten
- und damit auch deren Qualitäten als sonst äußerst prekärer Lebens-
und Wirtschaftsraum.