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Vegetation der nordchilenischen Atacama
Die Vegetationsarmut ist in der nördlichen Atacama zwischen Iquique
und Arica am stärksten ausgeprägt, da hier der Einfluss des Nebels
weitgehend fehlt. Nächtlicher Taufall führt stellenweise zu Algen-
und Flechtenwuchs; regional kommen Fensterflechten, Wanderflech-
ten und Erdkakteen vor. 90 % der Nordchilenischen Wüste lässt kei-
nen Wuchs perennierender höherer Pflanzen zu. Therophyten (sog.
Regenflora) überdauern die Dürrejahre durch lange keimfähige Sa-
men, die Geophyten in Form von Zwiebeln und Knollen. Nur in Jah-
ren mit episodischen sommerlichen Regenfällen über 20 mm ver-
wandelt sich die Wüste in einen Blumengarten (Rauh 1985). Die
Ephemeren können dann eine Bedeckung von 10 - 45 % erreichen.
In derartigen Zeiten einer blooming desert werden die Ephemeren be-
weidet. Guanacos steigen sogar aus der höheren Anden-Kette bis
nach Copiapo hinab, um zu grasen.
Die östliche zentrale Wüstenregion (zwischen Iquique und Copia-
po) in Richtung Hauptkordillere ist eine eindrucksvolle Stein- und
Sandwüste, teils von großräumigen Salaren wie der Pampa de Tama-
rugal durchsetzt. Berühmt wurde dieser extrem lebensfeindliche
Raum durch das endemische Vorkommen von Prosopis tamarugo. Nur
wenn der Grundwasserkörper von den Wurzeln erreicht wird, können
die dornigen Bäume wachsen (Foto 63).
Ein Profil von der Pazifikküste bei Tocopilla über Calama weiter
nach San Pedro de Atacama (2500 m ü.M.) quert „… the most desolate
waterless desert of the world, the Atacama .“ (Rauh 1985). Von etwas kon-
trahierter Zwergstrauch-Vegetation in episodisch durchfeuchteten
Erosionsrinnen abgesehen, ist die Wüste weitflächig extrem ausge-
prägt, ohne Bewuchs. Auf dem Höhenzug der Sierra de Domeyko
wachsen einige Dornsträucher und dornige Polsterpflanzen (Foto 64).
Die bereits in prä-inkaischer Zeit existierende Oasenstadt San
Pedro de Atacama (span. 1540 n.Chr.) wird vom Rio San Pedro ver-
sorgt, der in der südlichen Nachbarschaft im Salar de Atacama
(282 740 ha Fläche) versickert. In der Oase dominieren bei den Baum-
arten Prosopis juliflora (algarrobo) und Gourliea decorticans (chanar).
Im südlichsten Teil der Atacama - im Nationalpark Pan de Azucar -
ist das Klima nicht mehr hyperarid, Nebel ist häufig. Hier wachsen
mehr als 200 Gefäßpflanzen, u. a. zahlreiche Kakteenarten. Die größ-
te Artenvielfalt findet sich nicht in der Nebelzone (26 %), sondern an
edaphisch-topographisch günstigen Stellen wie trockenen Rinnen,
Schwemmfächer, Felshänge oder Dünen (66 % n. Walter & Breckle
2004).
13.2.4 Kulturen in der peruanisch-chilenischen Wüste
Die wohl berühmteste Wüstenkultur Südamerikas ist die der Nasca
(200 v.Chr.- 650 n.Chr.). Sie wurde als Flussoasenkultur in ihrer
Steuerung durch das Paläoklimageschehen bereits in Kap. 3.4.4 vor-
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