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gen und einer seit Jahrmillionen herunter gekühlten Atmosphäre
dürften die Namib und die Atacama mit 8 - 10 Mio. Jahren die äl-
testen Wüstenbildungen der Neuzeit sein. Ein weiterer Schritt in der
troposphärischen Entwicklung und damit auch in der Geschichte der
Wüsten setzt mit der Schließung der Meerenge von Panama vor ca.
3,5 Mio. Jahren ein: Die neuen Strömungsverhältnisse führten jetzt
wärmere Wassermassen nach Norden (Golfstrom) und damit feuchte
Luft, die höhere (Schnee-)Niederschläge mit sich brachte und damit
möglicherweise die vor etwa 2,6 Mio. Jahren einsetzende Vereisung
auf der Nordkalotte beschleunigte.
Anmerkung: Mit dem Verdängen der Wälder und Einzug offener
Landschaften wie Savannen, Steppen oder Wüsten erhielt auch die
Primaten- und Menschheitsentwicklung Impulse durch den klima-
tisch bedingten Landschaftswandel der jüngsten Jahrmillionen. Die
Bewegung durch (ungewohntes) Grasland dürfte die Primaten und
Frühmenschen regelrecht zum aufrechten Gang genötigt haben. Hin-
zu kommt ein völlig geändertes, vielseitiges Nahrungsspektrum, das
ebenfalls evolutionäre Prozesse ausgelöst oder beschleunigt haben
dürfte. Savannen und andere offene Landschaftstypen haben die Mi-
gration aus Afrika und damit die Ausbreitung der Hominiden im eu-
rasischen Teil der Welt maßgeblich gefördert.
Die Mehrzahl der Wüsten in der Alten wie in der Neuen Welt sind
jedoch offensichtlich erdgeschichtlich recht junge Wüsten , die vor
etwa 1 - 1,5 Mio. Jahren entstanden. Ihre Ausprägung, ihre flächen-
mäßigen Schwankungen stehen unzweifelhaft mit der jüngsten kli-
mageschichtlichen Entwicklung in Zusammenhang - dem Beginn des
Quartärs (Eiszeitalter; Tab. 2): Bis vor etwa 1,8 Mio. Jahren ist die ir-
dische Atmosphäre thermisch soweit abgesenkt, dass die Milankovich-
Parameter (Erdumlaufbahn, Schiefe der Ekliptik, Exzentrizität) grei-
fen und den bekannten zyklischen Wechsel von Kalt-/Eiszeiten und
Warmzeiten einleiten. Trockengebiete und Wüsten dehnen sich pha-
senweise in den Kalt-/Eiszeiten aus, während sie in den Warmzeiten
aufgrund höherer Niederschläge und des damit verbundenen Vor-
rückens von Steppen, Savannen und Wäldern schrumpfen. Allein in
den letzten 10 4 oder 10 3 Jahren veränderten sich die Vegetations-
formationen aller Ökozonen mehrfach und beträchtlich. Damit ist die
Ursache der Wüstenbildung zu beträchtlichen Teilen mit der Varia-
tion der atmosphärischen Zirkulation und der temperaturabhängigen
Niederschlagsgenese verbunden.
Auch der verstärkte Niederschlag in angrenzenden Regionen do-
kumentiert sich z. B. in Form endorhëischer Flüsse: Ein eindrucks-
volles Beispiel hierfür ist die wechselvolle Geschichte des Tschadsees
in der Südsahara, der - heute nur noch ein kümmerlicher Rest von
0 - 24 000 km 2 Fläche - zeitweilig zu einem „Mega-Tschadsee“ von
~340 000 km 2 wird, während sich die umgebende Wüste in eine Art
Savanne entwickelt, insbesondere entlang der auflebenden Wasser-
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