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tive Solifluktion auf den Plan. Auch sind Kryoturbationsstrukturen
als Frostwechselphänomene in der Hochgebirgswüste vertreten: Ab
4100 m ü.M. erscheinen sie fleckenhaft, bis 4500 m als gehemmte
Formen (Vegetationseinfluss) und darüber als freie, saisonal aktive
Kryoturbation. In den höchsten Stufen ist auch ein diurnaler Frost-
wechselprozess festzustellen (n. Richter & Schmidt 2002).
Quartäre Klimaveränderungen
Es sind noch immer viele Fragen zur konkreten Landschafts- und
Klimageschichte der Atacama nur unzureichend geklärt, wie z. B. die
Sedimentarchive von Paläoseen in der Wüste. In der teils kontro-
versen Diskussion werden häufig Beziehungen der tieferen Wüsten-
bereiche zu den quartären Klimaveränderungen auf dem Altiplano
hergestellt. Zu deren Nachweis werden dort u. a. See-Sedimente und
Vergletscherungsspuren herangezogen (vgl. Veit 2000, 2007; Grosjean
et al. 2001).
Ein Beispiel für die klimatische Sensitivität der Atacama- Hoch-
gebirgswüste ist die salzhaltige Laguna Miscanti (23° S/68° W; 4140 m
ü. M.; 13,5 km 2 ; 10 m tief; vgl. Foto 64). Sie liefert Hinweise auf
schnelle und bedeutsame Niederschlagsänderungen über die Analyse
von Sedimenten, Pollen, Sporen und Algen; Makroreste terrestrischer
Vegetation fehlen. Grosjean et al. (2001) konstatieren ein anfäng-
liches Süßwasserstadium (um 22 000 14 C-J.v.h.). Der See trocknete
während des extrem ariden LGM (18 000 14 C-Jahre v.h.) aus. Die
Schicht führt keine Pollen. Im Spätglazial (~12 000 14 C-J.v.h.) bildete
sich der See neu und erreichte zwei Hochstände zwischen 11 000 und
<9000 14 C-J.v.h. Die Niederschläge nahmen in dieser Zeit mit
~200 mm/Jahr die dreifache Menge im Vergleich zu heute an. Es stell-
te sich eine relativ dichte Vegetation ein. Während des Mittel-Holozäns
bis etwa 3600 J.v.h war der See flach und sehr stark salzhaltig. Mehr-
fache Austrocknung und erneute Flutungen deuten auf stark fluk-
tuierende Niederschlagsverhältnisse hin, teils mit heftigen Gewittern.
Der gegenwärtige Zustand der Laguna Miscanti stellte sich um 3000
14 C-J.v.h. ein - mit vornehmlich tropischen Sommerniederschlägen.
Damit decken sich die Befunde mit weiteren regionalen Paläoum-
welt-Daten, aber auch recht gut mit geomorphologischen (und da-
mit klimatischen) Veränderungen im Jungquartär, wie sie in anderen
Wüsten ebenfalls festgestellt wurden. Für die Kernzone der Atacama
aber sind diese Befunde nicht relevant - hier haben sich die jung-
quartären Klimaveränderungen im Sediment oder Landschaftsin-
ventar nicht ausgewirkt.
13.2.3 Klima und Vegetation der nordchilenischen Atacama
Die Atacama ist die trockenste Wüste der Erde, regional fällt über
Jahre und Jahrzehnte kein Niederschlag. Sie erstreckt sich entlang
der pazifischen Andenabdachung von der peruanischen Südgrenze bei
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