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in der Wüste enden (s. Blümel et al. 2000). Wissenschaftlich gestritten
wird um die Genese und paläoklimatische Interpretation.
Viel beachtet sind die sog. Homeb-Silts im mittleren Kuiseb-Tal bei
Gobabeb (Abb. 50). Einige Bearbeiter halten die Silt-Sedimente für
Flutauslaufsedimente/river-end deposits und interpretieren sie als In-
dikatoren für aridere Verhältnisse im Einzugsgebiet des namibischen
Hochlands und in der Wüste (u. a. Goudie 1972; Vogel 1982; Rust
1997; Eitel 1994; Eitel & Zöller 1995). Damit ist die Vorstellung einer
Aridisierung des Klimas mit schwächerer Abtragungsdynamik ver-
bunden, die im Hinterland vor allem die feinkörnigen, teils äolisch
angelieferten Klasten den Flüssen zuführt und die Schlammfracht
mangels Schleppkraft bereits im Mittel- oder Unterlauf absetzen.
Insbesondere Heine (stv. 1998, 2000, 2002; Heine & Heine 2002)
stuft die Sedimente dagegen als slackwater deposits ein, d. h. es handelt
sich um Ablagerungen, die in geschützten Bereichen wie Talbuchten
bei Hochflutereignissen ( flash floods ; high energy discharge ) quasi als
Schwall-Sedimente abgesetzt werden. Die sehr feinschichtigen Silte
stehen in Zusammenhang mit mehr Niederschlag im oberen Einzugs-
gebiet des Kuiseb während einiger tausend Jahre um 20 000 14 C-Jahre
v.h. (Abb. 50). Dieser Zeitraum ist das in der Wüstenforschung so
bedeutsame LGM (Last Glacial Maximum), in dem die meisten
Wüsten ihre größte Ausdehnung und extreme Trockenheit bzw. sogar
Hyperaridität erlebten. Die äolische Dynamik mit Korrasion, Deflation
und Akkumulation erreichte den jüngsten Höhepunkt in der Klima-
geschichte der Wüsten. Heine & Heine (2002) argumentieren unter
anderem aufgrund der Datierungen von Vogel (1982) und Eitel &
Zöller 1996), dass die Homeb-Silts als slackwater deposits etwa 1000
bis 4000 14 C-Jahre vor dem eigentlichen, trockenen LGM (ca. 18 000
14 C-Jahre v.h.) abgelagert wurden - durch entsprechende Nieder-
schläge im Hinterland. Trotz neuerer Untersuchungen und Diskus-
sionen bleiben letztlich Fragen offen. Generell lässt sich der Fest-
stellung zustimmen, dass derartige Sedimente nicht zwangsläufig eine
klimatische Änderung innerhalb der Wüste widerspiegeln (s. u.).
Anmerkung: Paläoklimatische und landschaftsgeschichtliche Re-
konstruktionen müssen zumeist aus geogenen und biotischen Relik-
ten, sog. Proxydaten, gewonnen werden. Wesentliche Probleme der
Wüstenforschung bestehen dabei darin, dass autochthone Verhältnis-
se nicht immer klar von allochthonen Prozessen unterschieden wer-
den (können) und Fehlinterpretationen auftreten. Eine Fehlerquelle
liegt in den Fremdlingsflüssen, deren vorzeitliche Sedimente zwar in-
nerhalb des Wüstenareals zu finden sind, deren Herkunft bzw. Trans-
port aber von einem Niederschlagsregime außerhalb der Wüste ge-
steuert wurde. Ein einsichtiges Beispiel ist die Namib in ihrer
räumlichen Anlage und Verhältnis zum höher und nahe gelegenen,
deutlich feuchteren Hinterland, aus dem zahlreiche ephemere Flüsse
in und gelegentlich durch die Wüste fließen (Abb. 48). Derartige
Fremdeinwirkungen sind aber in nahezu allen Wüsten gegeben.
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