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feuchter als heute. Die Wadis fließen kräftig und erodieren den
Mittelterrassenkörper. Die Vegetation insbesondere in den Tal-
niederungen zieht die Großwildfauna der Savannen an.
Felsmalereien , Gravuren (Petroglyphen) und prähistorische, arte-
faktenreiche Siedlungsreste dokumentieren in der heutigen Ex-
tremwüste das (früh)holozäne Gunstklima, das kulturgeschicht-
lich die saharische Mittelsteinzeit ( Mesolithikum ) begründet.
Felswände und Halbhöhlen (Abris) zeigen die Jagdtiere. Es ist
das gesamte Spektrum der Tiere - Giraffen, Antilopen, Fluss-
pferde bis hin zu Elefanten und Krokodilen - die heute 1000 km
weiter südlich der Sahara in Trocken- und Feuchtsavannen leben
(Giessner 2002). Nach einer ausgestorbenen Wasserbüffelart nann-
te man diese Zeit Babalus-Periode. [Sie macht sich als „postglaziales
Klimaoptimum“ für einige Jahrtausende nahezu global bemerkbar,
indem das gesteigerte Landschaftspotenzial die Kulturentwicklung
beflügelte (Abb. 6; vgl. Blümel 2006, 2009)].
Um 7500 J.v.h. kam es zu einem Klimaumschwung (Abb. 6), zur
jungholozänen Austrocknung der Sahara. Ein Großteil der Seen
verschwand, versumpfte oder wurde zu flachen Brackwasservor-
kommen. Insbesondere die nördlichen Seen versalzten.
Der Prozess der eingeleiteten Aridisierung wird noch einmal durch
die Neolithische Feuchtphase (6500 - 4500 J.v.h.; Abb. 6) mit dem
Höhepunkt um 5600 J.v.h. unterbrochen (Gießner 2006): Es kam
zu einer erneuten Vegetationsausbreitung sowie zu Seebildungen
und einem riesig ausgedehnten Tschadsee (Kap. 12.1.3.1). Erst mit
der definitiven, post-neolithischen Austrocknung verschwindet
die diffuse Vegetation und geht in eine kontrahierte Anordnung im
Raum über. Die Felsbilder und Petroglyphen sowie die Siedlungs-
relikte in den (ehemaligen) Grasebenen vermitteln das Bild einer
Hirten- und Pastoralnomadenkultur, die bevorzugt Rinder hielt -
wovon diese Phase die Bezeichnung Rinderzeit erhielt.
Den saharischen Gebirgen kommt als Regenfänger eine beson-
dere Bedeutung zu: Sie aktivieren ihre Wadi-Systeme, die ohne
ihr gebirgiges Einzugsgebiet längst nicht die hydrologische und
landschaftsökologische Wirkung erlangt hätten, wie sie sich in
den wissenschaftlichen Rekonstruktionen nachweisen ließen
(vgl. Pachur & Altmann 2006). Die Gebirge selbst bildeten als
feuchte „Höheninseln“ individuelle Lebensräume aus, die v. a.
als mediterrane Trockenwaldformationen anzusprechen sind, mit
Juniperus-, Cupressus-, Ficus- und Olea- Arten.
Post-Neolithikum: Spätestens vor 4000 Jahren vollzog sich ein
rascher Aridisierungsprozess in der zuvor savannenartigen Sahara.
Sie wird in relativ kurzer Zeit zu einem hochariden Gebiet und ist
seither durchgehend die extremste Wüste auf dem Globus (vgl.
Kap. 12.1.3.1).
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