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12.1.3.1 Ost-Sahara: Entwicklung im Spätquartär und Holozän
Pachur & Altmann legten 2006 eine umfang- und detailreiche Ma-
terialsammlung aus zahlreichen Geländeuntersuchungen vor. Da-
raus resultierte die bisher umfänglichste wissenschaftliche Inter-
pretation und Rekonstruktion der jüngsten paläoklimatischen ,
paläohydrologischen sowie landschafts- und kulturgeschichtlichen
Entwicklung der Ost-Sahara - dem größten hyperariden Raum der
Erde. Daneben erforschten S. Kröpelin und die Arbeitsgruppe um
R. Kuper vom Heinrich-Barth-Institut in Köln die Besiedlungs- und
Klimageschichte dieses Raumes und belegten ihre Ergebnisse durch
zahlreiche archäologische und paläogeographisch-sedimentologische
Untersuchungen. Bereits B. Gabriel hatte 1977 wegweisende Unter-
suchungen zum ökologischen Wandel im Neolithikum der östlichen
Zentralsahara publiziert.
Das aktuelle Klima der Ost-Sahara ist einzigartig in Bezug auf die
Hyperaridität: Durchschnittlich fallen <10 mm N/Jahr; regional sogar
<5 mm (Abb. 10). Die von der 10-mm-Isohyete umrissene Fläche ist
größer als 2 Mio. km 2 ; innerhalb der 5-mm-Isohyete liegen noch
1,2 Mio. km 2 . (In der Westsahara sind es zum Vergleich nur
0,4 Mio. km 2 .) Einige Regionen erhalten jahrelang gar keinen Regen.
Die Sommertemperaturen sind hoch, steigen stellenweise über 50 °C;
in extramontanen Ebenen fällt die Temperatur in Winternächten
unter -7 °C. Die potenzielle Verdunstung beträgt 3500 mm/Jahr. Mit
dem U nesco -Ariditätsindex lässt sich die Hyperaridität der Ost-Sahara
treffend kennzeichnen: P/ETP <0,03. Das bedeutet, der Niederschlag
(P) macht nur maximal 3 % der potenziellen Evapotranspiration
(ETP) aus.
Die Sahara ist geologisch betrachtet eine sehr junge Wüste. In der
Zeit 14 000 J.v.h. bis in das Mittelholozän (~6000 J.v.h.) wurden ihre
Gebirgskomplexe zum Ausgangspunkt weitreichender Flusssysteme.
Auch in den trockensten Arealen erhöhte sich der Niederschlag um
das 20fache mit der Folge, dass der regionale Grundwasserspiegel an-
gehoben wurde. Dies führte zu Pflanzenverfügbarkeit des Wassers
(z. B. Gehölze) und zum oberflächigen Austritt in Depressionen und
örtlich zwischen Dünen.
Seit dem Beginn des Holozäns vor 11 300 Jahren vor heute wurde
für einige Jahrtausende der hyperaride Zustand aufgehoben. Grund
war die Verstärkung und größere Reichweite des Monsuns. Es kam
zu deutlich höheren Niederschlägen, verursacht durch Änderungen
der Erdbahnparameter: Die Erdachse war 1° stärker geneigt (Ein-
strahlungsplus auf der Nordhalbkugel); bedingt durch die Präzession
stand um 9000 J.v.h. die Erde im Sommer im Perihel (sommerliches
Strahlungsplus). In Mitteleuropa stieg die Jahresmitteltemperatur um
1,5 °C und bewirkte die Wiederbewaldung.
Ab 9300 J.v.h. (= 11 300 Kalenderjahre) traten erste autochthone
Seen in Flachbereichen außerhalb der Gebirgsräume auf. Im Tibesti
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