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korradieren die Gesteinsoberflächen und erzeugen vielfältige, weit
verbreitete Windschliffformen (Foto 49). Zeitgleich stellt sich die
erste große Phase der Dünenbildung (Alt-Dünen) ein, mit der wei-
testen südlichen Verbreitung saharischer Dünen überhaupt. Um
33 000 - 30 000 J.v.h. tritt die zweite große Süßwasserphase an
den Stufenländern und in den Depressionen des Tschad-Beckens
auf. Aus dem Zusammenschluss mehrerer Seen entwickelt sich der
riesige Paläo-Tschad , dessen genaue Dimension noch unklar ist.
Besler (1992) nennt eine Fläche von 320 000 km 2 ; Busche (1998)
führt 1 Mio. km 2 an bei einer Tiefe von 40 - 50 m. Im Jahr 1960 be-
saß der Tschadsee eine Fläche von nur 20 - 25 000 km 2 bei 3,6 m
Tiefe. Im Jungpleistozän erhielt das Einzugsgebiet des Paläo-Tschad
also deutlich mehr Niederschlag als zuvor. Diese zweite Seen- und
Sumpfphase ging um 27 000 J.v.h. zu Ende, gefolgt von einer etwas
trockeneren Zeit.
Eine zweite extreme Trockenperiode ( zweite Dünenphase ) wird
für 20 000 - 12 000 J.v.h. angenommen, die Zeit des LGM und Spät-
glazials. Die in diese Zeit fallende Mittelterrassenschüttung in den
Wadi-Betten weist aber auf eingeschaltete feuchtere Abschnitte
hin.
See-Sedimente wurden in den letzten Jahren vermehrt erbohrt
und können als weiteres wertvolles Archiv zur Gewinnung
von präziseren Paläoklima-Proxydaten genutzt werden. Nach
Baumhauer et al. (2009b) lässt sich die Bildung von Süßwasser-
seen in der Zentralen Sahara NE-Nigers (~20° N/13° E) als Feucht-
phasen-Indikator für das Spät-Pleistozän bis Mittel-Holozän fest-
stellen. Radiocarbon-Datierungen an Bohrprofilen ergeben eine
anfängliche Sumpfphase um 10 600 bis 6500 J.v.h.. Ab dann
setzte ein Umschwung von Sapropel- zu Süßwasserbedingungen
ein. Dieser Zustand dauerte lediglich einige Jahrhunderte an. Um
6000 J.v.h. herum tritt eine Übergangsphase ein, gekennzeichnet
durch grobklastische Sedimenteinträge. Diese Straten trennen die
reinen See-Sedimente von denen eines Sebkha-Milieus. Die sub-
rezenten und rezenten Ablagerungen zeigen einen terrestrischen
Sebkha-Habitus, mit wechselnden Sand- und Salzlagen als Aus-
druck voll-arider Verhältnisse.
Holozän (12 000 J.v.h. bis heute): Zu Beginn des Früholozäns
bilden sich weiträumig Seeablagerungen mit mächtigen Dia-
tomeenschichten (Kieselalgen). Der gesamte saharische Raum
erlebt mit dem erneuten Klimawandel eine wirkungsvolle
Feuchtphase mit entsprechenden Landschaftsveränderungen (stv.
Baumhauer 1986; Petit-Maire 1991): Zahlreiche Seen und eine
dichte Vegetationsdecke findet sich in den Tieflagen; üppige Ge-
hölze in den Hochgebirgstälern von Hoggar und Tibesti. Für die
Höhenlagen werden mehr als 600 mm Niederschläge pro Jahr an-
genommen (Gabriel 1977). Die Gebirgsvorländer sind deutlich
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