Geoscience Reference
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Glasscherben oder Windschutzscheiben von Fahrzeugen, die in einen
Sandsturm geraten. Korrasion erzeugt am Fuß von windexponierten
Felspartien Hohl- oder Schliffkehlen und dokumentiert sich bisweilen
eindrucksvoll in bizarren Strukturen wie Pilzfelsen. Die stärkste
Korrasionswirkung wird aufgrund der höchsten Windgeschwindig-
keiten nur wenige Dezimeter über der Oberfläche erreicht. In Aus-
nahmefällen mit besonderen Düsen- oder Wirbeleffekten wird
Windschliff auch in 2 - 3 m Höhe beobachtet. Generell liegt - nach
mehreren Autoren - die Obergrenze für Sandtransport bei 2 m (Besler
1992). Da in Wüsten die Felspartien oft eine dunklere Patina besitzen,
fallen die von der Korrasion aktuell bearbeiteten Partien durch ihre
hellere, frische Farbe auf.
Bei Mischgesteinen mit unterschiedlich harten Komponenten ent-
stehen häufig löchrige Oberflächen, indem die weniger widerstän-
digen Bestandteile herausgefräst werden (Windstich). Manche Wüs-
tengebiete sind übersät von filigranen, vom Wind geschaffenen
Miniatur-Skulpturen oder von bis zu mehreren Metern großen
Stromlinienkörpern, den Yardangs (s. u.; Foto 40).
Sogenannte Windkanter sind ein weiteres Produkt der äolischen
Korrasion. Dem Wind ausgesetzte gröbere Gesteinstrümmer, Gerölle
und kleinere Felsausbisse erhalten in Gebieten mit jahreszeitlich
wechselnden Windregimen einen facettenartigen Zuschliff von zwei
oder mehr Seiten. Im Laufe der Zeit zeigen sich Grate, Kanten oder
Keilschliffe (Foto 40). Regional lassen sich Windkanter auch als In-
dikatoren für vorzeitliche Windrichtungen nutzen, indem die frisch
erscheinende Seite die aktuell dominierende Windrichtung anzeigt,
andere Schliffflächen zu Paläowindsystemen gehören (z. B. aus der
letzten Kaltzeit). Häufig sind Einkanter aus einseitig überschliffenen
Geröllen oder Dreikanter (Pyramidenform). Entscheidend für die
Entstehung und Formausprägung der Windkanter als Elemente von
Wüstenoberflächen sind entsprechend hohes Sandangebot und starke
Windtätigkeit, wie sie beispielsweise derzeit in Teilen der Sahara, in
der Süd-Namib oder in der Skelettküsten-Wüste Namibias gegeben
sind. Bei der Namib sorgt der Atlantik für permanente Sandnach-
lieferung. Wird bei inländischen Wüsten aufgrund eines dichten
Steinpflasters nicht mehr genügend Sand ausgeweht, erstirbt folglich
die Korrasion.
Die abtragende Leistung durch Windschliff ist abhängig von der
Partikelmasse (Sand, Schluff, Ton), der Windgeschwindigkeit und der
geomorphologischen Härte des ausgesetzten Gesteins. Die Angabe
pauschaler Raten ist kaum möglich.
Die von Windschliff erzeugte Politur auf Gesteinsoberflächen wird
oft mit dem Wüstenlack verwechselt. Letzterer ist jedoch eine Oxid-
haut (s. Kap. 8). Der Glanz des Windschliffs geht auf Abschläge bis in
den Nanobereich zurück, was eine perfekte Glättung bewirken kann.
Verhärtungen im Gestein werden herauspräpariert, weniger wider-
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