Geoscience Reference
In-Depth Information
standsfähige Stellen ausgehöhlt. In Kältewüsten wirken Schnee- und
feine Eiskristalle ebenfalls korrasiv und können perfekt geglättete
Oberflächen erzeugen.
Windgassen gehören in Wüsten mit aktueller oder vorzeitlicher
starker Windtätigkeit ebenfalls zum geomorphologischen Prozess-
gefüge. Vorausgesetzt ist wieder eine entsprechende Nachlieferung
von Sand als Korrasionsmittel, das sich in den Gesteinssockel einfräst.
Grabenartige, lineare Tiefenlinien können bei entsprechender Ge-
steinsstruktur entstehen und werden als Windgassen bezeichnet (vgl.
Foto 49). Als beispielhaft wird das Windgassen- und Yardang-Relief
im Borkoubergland des Tschad angeführt (Hagedorn 1985), wo der
Nordostpassat ein eindrucksvolles, großräumiges Windrelief angelegt
hat, das sich selbst in Satellitenaufnahmen deutlich abzeichnet . In
weniger festen Sedimenten können aus anfänglichen Windgassen
aufgereihte Stromlinienkörper (Yardangs) hervorgehen. Neben dem
klimatisch übergeordneten Windsystem einer Wüste verursachen re-
gionale Windsysteme (Fallwinde, Reliefwinde) zusätzlich vergleich-
bare Erosionsformen.
Sven Hedin führte nach seinen berühmten Expeditionen durch
Asiens Wüsten den Terminus Yardang in die geomorphologische
Fachliteratur ein. Der iugurische Begriff beschreibt unterschiedliche
Einzelformen mit steilen Wänden, schmale Tafelberge, spitze Hügel
o.Ä. Yardangs (Windhöcker) sind im Idealfall in der Hauptwindrich-
tung aufgereihte Stromlinienkörper, die von der Winderosion vor
allem aus Sedimenten herauspräpariert werden (Foto 40). Zum Teil
werden große Sandmassen durch die Windgassen getrieben. Häufig
betroffen sind Ablagerungen ausgetrockneter Seen oder Playas/Pfan-
nen, also paläoklimatische Zeugnisse. Sie bestehen aus Mergeln, lim-
nischen Kalken, Diatomit, Salzton o.Ä.
Es werden jedoch auch Bildungen aus Festgestein beschrieben,
deren Form aber weniger deutlich dem gängigen Erscheinungsbild
entspricht: Yardangs zeigen Höhen von wenigen Zenti-/Dezimetern
bis über 20 m. Ihre Luv-Seite ist stumpf, die Flanken laufen im Lee
spitz zusammen. Das Verhältnis Breite zu Länge beträgt etwa 1:4. Der
Grundriss besitzt - ähnlich den glazialen Drumlins - eine Tropfenform.
Die aerodynamische Herauspräparierung aus einem zunächst flachen
trockenen Seeboden beginnt an angreifbaren Stellen wie Trockenrisse,
Abflussbahnen von Gerinnen, Wildwechseln usw. Der Aufprall des
Sandstrahls bearbeitet die Frontpartie eines entstehenden Sediment-
rückens; die vorbeiströmende Luft wird seitlich beschleunigt und er-
zeugt die gestreckte Stromlinienform (Foto 40). Im Gegensatz zur
Ausbildung von Windkantern aus sehr harten Gesteinen kann die
Abtragungrate eines Yardangs recht hoch bzw. die Formungszeit
relativ kurz sein. Besler (1992) zitiert ein Vorkommen aus der ame-
rikanischen Mojave-Wüste, wo an der Luv-Seite 20 m und an den
Flanken 5 m in 1000 Jahren entfernt werden.
Search WWH ::




Custom Search