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(Gesteins-)Oberfläche zu Formveränderungen. Dabei hat die Schwer-
kraftwirkung allein als geomorphologisches Agens keine allzu große
Reichweite, da sie ausschließlich auf Sturz- , Roll- oder Gleitbewe-
gungen von Lockermaterial beruht. Je steiler und höher die Hänge
sind, und je schwerer/größer die Verwitterungsprodukte, desto weiter
kann aufgrund der kinetischen Energie die Transportstrecke ausfallen.
Es sind also im weitesten Sinne die Hangfüße, an denen sich durch
Steinschlag oder Herabrieseln die oberhalb gelockerten Gesteins-
fragmente ansammeln. Das Spektrum der Korngrößen kann von der
Feinfraktion bis zu grobblockigem Schutt reichen. Jeweils entschei-
dend ist, wie sich die anstehende Gesteinsart in ihrer Struktur und
Textur gegenüber den atmosphärischen Angriffen verhält (Petro-
varianz). Fallen sehr grobe Klasten an, entstehen Schuttkegel oder
Schutthalden ähnlich den Vorkommen in Gebirgen der humiden oder
kalten Klimaten. Besonders hohe Schuttproduktion fällt in den win-
terkalten Wüsten, den Hochgebirgswüsten und vor allem in den po-
laren Kältewüsten an.
In den heißen Wüsten kommt der Insolations- und Salzverwit-
terung eine tragende Rolle bei der Gesteinsaufbereitung zu (Kap. 8).
Die Produktion besonders von sehr grobem Schutt ist hier weitaus
geringer als in den Kältewüsten, wo die Frostwechselverwitterung
stark an der Zerstörung von klüftigen oder porösen Gesteinen mit-
wirkt (Foto 6). Dennoch findet man Hitzewüsten, deren Hänge re-
gelrecht im Schutt ertrinken, wenn kein Weitertransport durch episo-
dische Flüsse stattfindet. Bekannte Beispiele dafür sind u. a. die
Zeugenberg- und Stufenlandschaften im Südwesten der USA. Es sind
vor allem dünnbankige, klüftige Sedimente oder sehr dunkle Vulkan-
gesteine, die auch ohne Mitwirkung des Frostes durch Temperatur-
und Volumenschwankungen viel Schutt produzieren.
Eine Sonderform gravitativer Massenbewegungen ist an Schicht-
stufen im saharischen Murzuk-Becken beschrieben worden (Grunert
1983). Die vorzeitlichen Schollenrutschungen werden mit einer stär-
keren Durchfeuchtung der feinkörnigen Schichten während der früh-
holozänen Feuchtphase erklärt - verlangten andere als die aktuell
streng wüstenhaften Klimabedingungen.
11.2 Windwirkung (äolische Prozesse)
Generell wird dem Wind die gewichtigste Rolle in der aktuellen Re-
liefentwicklung von Wüsten zugeschrieben. Dies mag für die Sahara,
die größte irdische Wüste, durchaus zutreffen: Neun Zehntel ihrer
Oberfläche sollen dort vom Wind beeinflusst, d. h. ge- oder überformt
werden (Mainguet et al. 1980). In zahlreichen Wüstenregionen war
die Windwirkung insbesondere während des letzten Hochglazials
noch weit wirksamer als heute. Das dokumentiert sich vor allem in der
Ausformung großer Sandmeere mit Riesendünen und ausgedehn-
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