Geoscience Reference
In-Depth Information
regen können unmittelbar an der Erdoberfläche ansetzen. Modifiziert
wird die Abtragung durch die Struktur der Oberfläche und die ört-
lichen Partikelgrößen. So sind beispielsweise die feinstklastischen,
aber dicht aggregierten Tonablagerungen weit immobiler als Grobsand
oder Kies.
Auch die Fauna hat einen gewissen Anteil an der Mobilisierung
von Stoffen. Tiere verletzen mit ihren Tritten die Oberflächenstruk-
turen und bieten so neue Angriffsmöglichkeiten für die abtragenden
Kräfte, vor allem durch den Wind. Durch die Wühltätigkeit mancher
Tiere wird der oberflächennahe Untergrund gelockert und durch-
löchert (Bioturbation); das ausgeworfene Material kann unmittelbar
in die Abtragungsprozesse einbezogen werden. Bei näherer Betrach-
tung zeigt sich auch in den geomorphologisch so einfach erscheinen-
den Wüsten ein äußerst komplexes Wirkungsgefüge aus fluvialer und
äolischer Geomorphodynamik; pauschale Verallgemeinerungen sind
problematisch.
Im Folgenden werden die grundlegenden Prozessbündel der ak-
tuellen Reliefbildung zum besseren Verständnis getrennt behandelt.
Dabei muss es bei grundsätzlichen Vorgängen bleiben, zumal jede
Wüste ein geomorphologisches Individuum darstellt.
In den stärker bewachsenen Rand- und Halbwüstenbereichen
bremst der Bewuchs die Deflation und die Fließgeschwindigkeit des
abströmenden Wassers. Die Wurzelbereiche modifizieren die Defla-
tions- und Abspülungswirkung und vermindern die Abtragungsrate
an einem bestimmten Standort. Nomadische oder ökonomisch aus-
gerichtete Weidewirtschaft (insbesondere Ziegenhaltung) führt heute
aber in vielen Trockengebieten zu irreparablen ökologischen Schäden
durch Wind- und Wassererosion, da ein starker, häufiger Verbiss
durch zu große Herden nahezu vollwüstenhafte Zustände erzeugt
und so zur Desertifikation führt - zur anthropogenen Wüstenbildung
(s. Kap. 4.8). Dabei wird z. B. eine Wüstensteppe oder Dornsavanne
in ihrer Bodenoberflächenstruktur derart verändert, dass sie dem ero-
siven und denudativen Angriff unmittelbar ausgesetzt und so zu ei-
nem echten Wüstenstatus degradiert wird. Drastische Beispiele hier-
für sind die verheerenden Sand- und Staubstürme in der Sahelzone
oder in China und die Badland-Bildung in ehemals stabilen Trocken-
savannen oder Steppen.
11.1 Schwerkraftwirkung
Die Lockerung und physiko-chemische Zerstörung des Mineral- und
Gesteinsverbands ist Voraussetzung für den geogenen Stoffkreislauf -
unabhängig von den klimatischen Rahmenbedingungen und Trans-
portmedien.
Die in Kap. 8 aufgeführten Zersatzprozesse der Insolationsspren-
gung, Abschuppung oder Salzverwitterung führen unmittelbar an der
Search WWH ::




Custom Search