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11 Aktuelle Reliefbildungsprozesse
Mehrfach ist die veränderliche Klima- und damit auch die Reliefge-
schichte der Wüsten angesprochen worden. Zahlreiche Forschungs-
projekte belegen für Phasen des jüngeren Quartärs, dass sich in
einigen Wüsten sowohl hyperaride , über die heutige Trockenheit hin-
ausgehende Verhältnisse, als auch derart feuchte Bedingungen ein-
stellten, sodass sich auf der ehemaligen Wüstenoberfläche savannen-
oder steppenartige Vegetationsformationen fanden. So folgten der
Feuchte des postglazialen Klimaoptimums (Abb. 6) wieder hoch-aride
Klimabedingungen der Jetztzeit, die die Reliefentwicklung auf dem
früheren Wüstenformenschatz fortsetzen ließ. Bodenbildungen der
Feuchtphase(n) sind regional nachzuweisen. Besonders gut erhalten
und ökologisch wirksam sind sie am Südsaum der heutigen Sahara,
wo sie zusammen mit der Sahel-Vegetation Dünen aus dem LGM
fixieren (Kap. 12.1.2). Im Kernraum der Wüste aber ist es schwierig,
die aktuellen geomorphologischen Prozesse und ihren Anteil an der
Reliefbildung von den vorzeitlichen, wieder aufgelebten zu unter-
scheiden. Dies gilt insbesondere für die Formung der Dünenareale
und Aspekte der Windkorrasion.
Zum Verständnis der aktuellen Prozesse müssen einige der voraus-
gehenden Themen einbezogen werden - insbesondere klimatische
Parameter und Verwitterung . Letztere sorgt selbst bereits für Form-
veränderung, indem Teile der Gesteinsoberfläche abgesprengt werden
(Desquamation o.Ä.) oder das Innere des Gesteins angegriffen wird
(Tafonierung). Verwitterung, Wind, Wasser und Schwerkraft sind die
wichtigsten natürlichen Akteure bei der gegenwärtigen Weiterent-
wicklung des Wüstenreliefs. Sie sorgen für die Umlagerung von be-
reits lockerem oder durch die Verwitterung mobilisierten Materials.
Nach einem Transportweg resultiert Ablagerung (Akkumulation, Se-
dimentation) und damit eine neue Form (z. B. Dünen, Salzton-Ebe-
nen). Der fehlende oder äußerst geringe Bewuchs in Vollwüsten er-
möglicht den Transportmedien weitgehend freie Entfaltung. Der Wind
kann ungehindert angreifen (Auswehung, Deflation) und die Ab-
spülung (Denudation) sowie Flusserosion durch episodische Stark-
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