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dokumentieren können (stv. Felix-Henningsen et al. 2009, Grunert
1988, Völkel & Grunert 1990). Dafür gibt es zahlreiche Beispiele auf
verschiedenen Kontinenten (Besler 1992). Somit ist es methodisch-
analytisch oftmals schwer, eine verlässliche Unterscheidung zwischen
aktual-klimatischen und vorzeitlichen Bildungen zu treffen, zumal
allein in den jüngsten 20 000 Jahren gravierende klimatische Um-
schwünge zu beträchtlichen Veränderungen in der Geomorphody-
namik und im landschaftsökologischen Milieu geführt haben. Die
starke Oberflächenveränderung durch äolische wie niederschlagsbe-
dingte Vorgänge bringt zwangsläufig Umlagerungen und Vermischun-
gen von Bodenmaterial mit sich und in der Bandbreite semi-arider
bis arider Bedingungen ähneln sich Prozesse oft sehr stark.
Fazit: Zusammengeschwemmtes und -gewehtes Material ist kein
Boden i.e.S., sondern ein Sediment/Substrat, das erst durch Verwit-
terung und Horizontbildungsprozessen wieder zu einem Boden mit
autochthonem Profil werden kann (Foto 31). In vielen Wüsten fehlen
echte Böden und man sollte besser von marginalen Bodenbildungen
oder Rohböden im Sinne von Ganssen (1968) sprechen. Ihr Status
entspricht eher dem einer anorganogenen Verwitterungsdecke. Wo-
anders führt bei entsprechender Reliefenergie die selektive Abspülung
vor allem feinerer Korngrößen zu einer sedimentären Aufhöhung der
Böden in unteren Hangbereichen (Abb. 28). Das gewachsene Profil
wird überschüttet (fossilisiert) oder mit umgelagert. Es entsteht eine
Art Kolluvium, ein Bodensediment, das nicht nur aus der Verwitte-
rung des unmittelbar anstehenden Untergrundes stammt.
Der Wind ist ein wichtiger geomorphologischer Faktor in Wüsten-
gebieten. Da er oberflächennah angreift und erodiert (Deflation), an-
dererseits aber Sand oder Schluff ablagert, nimmt er ebenfalls durch
den Stofftransport unmittelbar Einfluss auf die Entwicklung von Bö-
den. Hierbei ist zu beachten, dass Stäube aus oft weit entfernten Aus-
wehungsgebieten als Fremdkomponenten in völlig andere Boden-
landschaften eingetragen werden (allochthoner Schluff, Wüstenlöss;
vgl. Kap. 9.3). Carbonate oder Salze gelangen so in Gebiete, in denen
sie zuvor quantitativ nicht sonderlich vertreten waren.
In Wüsten und Halbwüsten sind auch geomorphologisch-gravitative
und bodenbildende Prozesse stärker verzahnt als in den meisten
anderen Ökosystemen. Catenare Beziehungen steuern in starkem Maß
die Stoffflüsse. Die kleinräumige Reliefkonfiguration bestimmt sehr
stark die bodengeographische und damit standortökologische Aus-
gestaltung der Wüsten, da sie Zuschusswasser und Feststofftransport
und somit das Bodenwasserpotenzial von Standorten regelt (s. Kap.
7.1.1). Grundsätzlich ist zu beobachten, dass höhere und steilere Ge-
ländeteile meist gekappte, skelettreiche (Rest-)Bodenprofile oder blan-
ke Schuttdecken zeigen. In den Tiefenlinien und an den Unterhängen
werden feine Korngrößen zugeführt, erhöhen dort den Horizontaufbau,
verbessern das Wasserhaltevermögen und die Nährstoffversorgung
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