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tensand, Flugstaub, Gesteinsdetritus) von Böden
muss daher grundsätzlich gefordert werden. Dies
gilt besonders für aride Gebiete, weil es hier eine
Trockengrenze der Bodenbildung gibt. [… ] Statt
echter Böden entstehen in Vollwüsten schließlich
nur noch bodenähnliche Formen und Feinsedi-
mente.“ (Ganssen 1968) .
Dieser Einschränkung des Bodenbegriffs
kann noch immer zugestimmt werden.
Dennoch hat sich international die Diskus-
sion um Bodenklassifikationen von derart
ökologischen Merkmalen weiter entfernt
und differenziert die Wüstenböden nach
anderen Kriterien (stv. Eitel 1999, Vogg
1981, FAO 1997).
Wo - wie in den Halbwüsten und Wüs-
ten - die Nettoprimärproduktion der Vege-
tation (PP N ) niedrig ist, resultiert auch nur
ein schwacher bzw. sehr schwacher Humus-
gehalt : Dieser beträgt in den oberen 40 cm
bei tonigen Böden höchstens 1 Gew.-%, bei
Sanden weniger als 0,5 Gew.-%. Auch das
Edaphon als Gesamtheit der den Boden be-
wohnenden und bodenbildenden Makro- wie Mikroorganismen wird
im Regelfall eine vergleichsweise niedrige Populationsdichte und
geringere Artenzahl aufweisen. In den Trockengebieten und ins-
besondere Wüsten konzentrieren sich zudem die biotischen und (bio-)
chemischen Prozesse auf die nur kurze Durchfeuchtung nach episo-
dischen Niederschlagsereignissen.
Wie angemerkt, herrscht über den Begriffsinhalt Wüstenboden in
der internationalen Literatur keine Einheitlichkeit. So werden die
verschiedenen Klassifikationen immer wieder umgearbeitet; alte
Bodenkennzeichen werden ersetzt, Bodenmerkmale neu sortiert. Ei-
gentlich sollten nach traditioneller Auffassung nur diejenigen Bildun-
gen Wüstenböden genannt werden, die zweifelsfrei auch unter
wüstenhaften Bedingungen an Ort und Stelle entstanden sind. Diese
Forderung ist allein aufgrund der vielfältigen Paläoböden , Boden-
relikte, Vorzeitsubstrate und Bodensedimente kaum einzuhalten. Der
Klima- und Landschaftswandel, der die Wüsten in ihrer jüngeren Ge-
schichte geprägt hat, brachte wiederholt die Stoffdynamik in Gang
und führte zu geomorphologischen wie pedologischen Anpassungen.
So sind mancherorts noch Bodenbildungen aus Vorzeitklimaten er-
halten geblieben - reliktische Böden oder Paläoböden in erosions-
geschützter Lage: Bis in das junge Holozän hinein hat es immer wieder
klimatische Veränderungen unterschiedlicher Intensität in den gegen-
wärtigen Wüsten gegeben, die sich entsprechend in Bodenbildungen
I. Ausgangsituation
II. Abspülung und selektive Ausspülung
Feinmaterialakkumulation
(”Kolluvium”)
III. Steinpflaster / Schuttdecke
Abb. 28
Selektive Hangabspü-
lung führt vor allem
in Halbwüstengebieten
zu ökologischen Stand-
ortveränderungen,
indem an Unterhän-
gen und in Becken-
lagen verstärkt Fein-
material akkumuliert
wird. Horizontbildung
in Trockengebietsböden
ist oft mit direkter
Stoffumlagerung durch
Wasser und/oder Wind
verbunden. Es herr-
schen betont catenare
Beziehungen, d. h.
geomorphologische
und pedologische
Prozesse greifen stark
ineinander.
 
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