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9 Wüstenböden
In der Fachterminologie wird zwischen der Verwitterungsdecke
(Dekompositionssphäre) und der Bodendecke (Pedosphäre) unter-
schieden. Im engeren Sinn gilt der Boden als belebter Teil der Ver-
witterungsdecke - er bildet mit der Biosphäre eine ökologische Ein-
heit. Er ist ein Integrationsprodukt, an dessen Stoffhaushalt und
Stoffkreislauf geogene (anorganische) und biogene (organische) Kom-
ponenten teilnehmen und das Klima als Steuerungsfaktor auftritt.
Ein echter Boden trägt Pflanzen und enthält abgestorbene orga-
nische Substanz (Humus i.w.S.), die zum Teil vom Edaphon ein- und
umgearbeitet wird und somit den ökologischen Stoffkreislauf in Gang
hält. Im Lauf der Zeit entwickelt die Pedogenese einen den örtlichen
klimatischen, biotischen und geogenen Faktoren entsprechenden Ho-
rizontaufbau (Bodenprofil). Diese Definition stammt aus den ver-
gleichsweise üppig bewachsenen Außertropen. In Anbetracht der
wenigen Niederschläge und Pflanzen in Wüstengebieten kann man
hier aber nur mit einem niedrigen Anteil an biotischer Aktivität, Bio-
masse und Humus rechnen. Der Stoffkreislauf vollzieht sich vornehm-
lich im mineralischen Bereich. Auch die horizontbildenden Vorgänge
folgen zum Teil anderen Regeln als in humiden Gebieten, indem bei-
spielsweise in tonig-lehmigen Substraten der Kapillaraufstieg zu einer
aufwärtsgerichteten Stoffverlagerung führt. Die von der schütteren
Vegetation kaum geschützte Bodenoberfläche unterliegt permanent
einem äolischen Stoffaus- oder Eintrag. Zudem führen die episodi-
schen Niederschläge zu Abspülung, Zwischenlagerung und neuer Se-
dimentation. Hierbei steuern die regionalen Reliefverhältnisse den
klastischen (wie auch chemischen) Stofftransport und führen zu
kleinräumig sehr unterschiedlichen Bodenprofilen bzw. Bodensedi-
menten.
Ein Haufen losen sterilen Gesteinsmaterials (Sand, Schutt, Lehm usw.)
ist also noch kein Boden. Der Boden ist vielmehr ein lockerer, strukturierter,
in der Oberkrume humoser und lebenerfüllter Raum, dessen Lebenerfülltheit
allerdings nach Menge und Art der Organismen in sehr weiten Grenzen
schwanken kann. Die Unterscheidung der Verwitterungsprodukte (z. B. Wüs-
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