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8.2 Hydratation: synergetische Verwitterung
Die bei der temperaturbedingten Lockerung des Gesteins- bzw. Mi-
neralgefüges auftretenden Haarrisse können durch die Hydratation
erweitert, der Zerfallsprozess damit beschleunigt werden: Nächtliche
Feuchte (Tau, Nebel, hohe Luftfeuchte) führt zur Anlagerung von
Wassermolekülen an den Flächen der entstandenen Risse. Ladungs-
überschüsse im Mineralverband ziehen die Wasserdipole an; die re-
sultierenden Hydrathüllen üben Quellungsdrucke aus und bewirken
so eine Intensivierung des Zersatzprozesses. Treten Fröste auf, führt
die Volumenausdehnung bei der Kristallisation des gefrierenden Hy-
dratations- oder Niederschlagswassers ebenfalls zu einer verstärkten
Abgrusung und Abschuppung.
Somit kann die Insolationswirkung als eine für Wüstenklimate
typische mechanische Verwitterungsart betrachtet werden. Sie wirkt
in ihrer reinen Form ausschließlich durch die thermisch bedingte Ex-
pansion (Volumenzunahme) und Kontraktion. Die dabei entstehen-
den Fissuren und (Mikro-)Risse bieten aber gleichzeitig verwitterungs-
wirksamen Agenzien wie Wasser oder Salzlösungen Zutritt in das
Gesteinsinnere und verstärken den Zersetzungsvorgang (Synergie-
effekte), einschließlich echter Lösungsprozesse. Solche Effekte treten
sowohl im Tag-Nacht-Rhythmus wie auch im saisonalen Wechsel auf.
Letzteres gilt insbesondere für Prozesse in den polaren Kältewüsten.
8.3
Salzverwitterung
Mit dem Begriff Salzverwitterung wird ein in Trockengebieten weit
verbreitetes Phänomen beschrieben - die Mitwirkung von Salzen als
Agens bei der mechanischen Gesteinsverwitterung. Da sich wegen
der hohen Verdunstung in ariden Gebieten leicht lösliche Stoffe wie
Salze, Sulfate oder Carbonate häufig an oder in der Nähe der Erdober-
fläche erhalten, können sie sich auch unmittelbar bei der Gesteins-
verwitterung beteiligen.
Salze gelangen auf verschiedenen Wegen in die Dekompositions-
sphäre: Sie können aus salinen Sedimentschichten ausgeweht oder
ausgeschwemmt werden. Sie stammen teils aus Endpfannen ver-
sickernder Flussläufe, wo sich das Salz anreichert; sie werden aus dem
marinen Blasensprüh und Exhalationen mit dem Wind in die Fest-
länder getragen oder sie werden zum Teil bei der Gesteinsverwitterung
neu gebildet. Der schüttere oder fehlende Bewuchs in Wüsten er-
möglicht eine intensive Auswehung von (salzhaltigen) Stäuben auch
über weite Distanzen. Da das Vorkommen und die Verbreitung von
Salzen sehr stark differiert, kann aber nicht überall in den Wüsten-
gebieten mit offensichtlichen Auswirkungen der Salzverwitterung ge-
rechnet werden.
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