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verdrängt worden. Nach episodischen Regen und nachfolgendem
Ephemeren-Wachstum ziehen solche Tiere aber bisweilen aus den
Halbwüstengebieten in die nun stärker bewachsene Wüste.
Bei bipedalen Kleinsäugern wie Wüstenspringmäusen sind An-
passungs-Konvergenzen in Wüsten aller Kontinente zu beobachten.
Sie haben gemeinsame Merkmale entwickelt: Känguru-artig sprin-
gende Fortbewegung, Granivorie (Körnerfresser), Horten von Samen,
Nachtaktivität oder Erdbauten (Schultz 2000). Konvergenzen sind
dort vor allem zu finden, wo Tiere wegen ihrer eingeschränkten Be-
weglichkeit der Hitze und Trockenheit nicht ausweichen können; die
Ähnlichkeit in der Anpassung ergibt sich aus der Zweckmäßigkeit.
Die Kleinsäuger und Echsen gehören zur Nahrungskette der zahl-
reichen Reptilien sowie der Wüstenfüchse oder verwandter Arten wie
Schakale (Afrika) und Coyoten (Amerika). Aus Namibia wird immer
wieder von den sog. Wüstenelefanten berichtet, deren Existenz je-
doch an die Oasen episodischer Flüsse wie Hoanib, Hoarusib oder
Ugab gebunden ist. Die Elefanten graben Tränken in den Ablagerun-
gen der Flussbetten, die stellenweise oberflächennahes Grundwasser
führen oder sie versorgen sich an interdunären Seen (Foto 19). Ihr
Raufutter stammt aus dem Galeriebewuchs der Flussläufe oder vom
Schilf und von Krautgesellschaften im Versickerungsbereich des Was-
sers.
Bei den Arthropoden dominieren Spinnen und Insekten - v. a. gra-
nivore und detrivore Ernteameisen, Erntetermiten sowie die Grün-
masse fressenden Heuschrecken. Termiten stellen hohe Populationen
und sind stark an der Zersetzung der Streu- und abgestorbenen Kraut-
masse beteiligt. Ökologisch bedeutsam sind Ameisen und Termiten
durch ihre Bodendurchmischung (Bioturbation). Nach Schultz (2000)
wird die Termitenzahl in der mexikanischen Chihuahua-Wüste (Halb-
wüste) auf 300 000 bis 600 000 pro Hektar geschätzt. Termiten spie-
len im ökologischen Stoffkreislauf als Destruenten (Streuzersetzer)
eine ganz wesentliche Rolle. Angaben aus Australien zufolge fressen
Termiten im Mulga-Woodland jährlich rd. 100 kg/ha an abgestorbe-
nen Kräutern und Büschen. Die Biomasse der Termiten ist etwa so
groß wie die der dort gehaltenen Rinder. Die Gruppe der Ameisen ist
ebenfalls sehr stark an der Bioturbation (Bodendurchmischung) in
Halbwüsten beteiligt. Für Vollwüsten gibt es kaum Angaben, zumal
die Phytomasse dort sehr gering ist. Bei der Bioturbation wird stetig
feinkörniges Bodenmaterial exponiert, das sowohl positiv für den
Wasserhaushalt und die Pflanzenernährung zu werten ist. Anderer-
seits wird das Material aber auch der Deflation und Abspülung aus-
gesetzt.
Bei der Sekundärproduktion in Wüsten stehen die Arthropoden
an der Spitze, dahinter Kleinsäuger und Reptilien. Vögel haben den
geringsten Anteil (granivore Flughühner und Trappen, Finken und
Ammern sowie Greifvögel).
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