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12.1.3). „Wüstenflüchtlinge“ entdeckten die Chancen der bis dahin
wenig beachteten Flussniederung und schufen auf dieser Basis neue
Wirtschafts- und Lebensformen in den ebenen Schwemmlandberei-
chen. Ein weiteres Lehrstück für die kulturgeographische Bedeutung
von Flussoasen im Kontext von Orographie und Klimawandel bietet
die Nasca-Kultur (s. Kap. 3.4.4).
7.4 Wüstenfauna
Bereits vor Jahrzehnten wurden wichtige Untersuchungen zur Bedeu-
tung des Nebels für Wüstentiere durchgeführt. In der Wüsten-For-
schungsstation Gobabeb galt das primäre Interesse der Käferfauna .
Der ansonsten tag-aktive Tenebrio-Käfer Onymacris unguicularis ist
für seine frühmorgentliche Wassergewinnung berühmt geworden:
Er stellt sich bei Nebel auf den Kopf, mit seinem Rücken in die Wind-
richtung. Die kondensierende Feuchtigkeit rinnt daran herab und
sammelt sich als Tropfen unmittelbar vor seinen Fresswerkzeugen.
Seely (1998) konstatiert, dass an einem einzigen Nebel-Morgen die
Käfer etwa 40 % ihres eigenen Körpergewichts an Wasser aufnehmen
können. Bevorzugte Lebensräume der Tenebrios sind die Westflanken
der Namib-Dünen.
Die Käfergattung Lepidochora zieht bei Nebel eigens kleine Gräben
durch den feuchten Dünensand. An deren höheren Rändern sammelt
sich mehr Feuchtigkeit als an umgebenden Oberflächen, die von den
Käfern leicht aufgenommen werden kann. Weiter inlands nutzt die
Käferfauna die Tauniederschläge zu ihrer Flüssigkeitsversorgung.
Säugetiere profitieren vom Nebel, indem sie nebelnasses (ver-
dorrtes) Gras oder benetzte Ästchen aufnehmen.
Wie intensiv die kausalen Wechselwirkungen zwischen Nebel und
Tierwelt sind, geht aus dem Schema der Nahrungskette hervor
(Abb. 23).
Größere Säugetiere wie Antilopen sind in Vollwüsten eine Aus-
nahme; sie treten meist nur vereinzelt auf. Die Mehrzahl der Wüs-
tentiere ist klein und lebt zeitweise unter der Oberfläche - verborgen
im Sand, in Gesteinsklüften oder unter Steinen. Trotz der Unauffäl-
ligkeit vieler Tiere ist deren Artenzahl und Biodiversität höher als die
der Pflanzen. Vor allem das pflanzliche Nahrungsangebot entscheidet
über die Größe tierischer Populationen und die Artenvielfalt. Somit
korreliert die regionale Fauna in starkem Maße mit der Intensität des
Dürrestresses auf die Vegetation.
Im episodischen Charakter der Niederschläge steckt ein wesent-
liches Kriterium für die Lebensentfaltung in Wüsten. Ihre Variabilität
regelt pflanzliche Wachstumsschübe oder Dürrephasen mit geringer
Primärproduktion. Dem hat sich die Tierwelt anzupassen. Ein Teil der
herbivoren (pflanzenfressenden) Wüstentiere ernährt sich nicht di-
rekt vom autochthonen oder vitalen Pflanzenmaterial, sondern von
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