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klimatisch feuchteren Schwellenregionen) unterirdisch in Wüsten-
bereiche eindringt, z. B. am Rand eines Ergs (Souf-Oasen).
Felsschwellen, Verengungen und Schluchten im Längsprofil episo-
discher Flüsse bewirken einen Rückstau des Wassers und sind damit
Grundlage kleinräumiger Vegetationsinseln innerhalb des Talzuges.
Bisweilen treten in Depressionen und Waditälern Seen und Sümpfe
auf (Fezzan, Kufra). An Gebirgsrändern kommen stellenweise Grund-
wässer zu Tage, die Oasen und Oasen-Siedlungen ermöglichen. Re-
gionale Beispiele dafür finden sich am Atlas-Gebirge, um das Tibesti-
Gebirge oder im Iran. Die Nordsahara und ihr Nordrand beherbergen
die bekanntesten Oasen: Tafilalet, Rhir, Mzab, Touat. In der Südsahara
dagegen finden sich nur wenige, unbedeutende Oasen.
Im gesamten orientalischen und innerasiatischen Raum spielen
Oasen seit alters her eine gewichtige Rolle im primären Sektor und
als Stützpunkte entlang von Handelswegen wie der Seidenstraße
(z. B. Ruinen von Turfan und Loulan östlich der Takla Makan). Die
bekannten Stadtoasen der Alten Welt (Teheran, Isfahan, Kairouan,
Damaskus) wie auch die jungen Gründungen in Amerika (Phoenix,
Tuscon, Salt Lake City) entstanden im Versorgungsgeflecht einer leis-
tungsfähigen Bewässerungslandwirtschaft.
Mit entscheidend für die Persistenz und den Wachstumserfolg von
Bewässerungsoasen - gleich welcher Größenordnung - ist die Drä-
nagetechnik, mit der die latente Versalzungsgefahr der Nutzfläche
vermindert wird. Als negatives Beispiel ist die katastrophale Versal-
zung und Umweltveränderung im Zuflussbereich des inzwischen
weitflächig ausgetrockneten Aral-Sees zu nennen (vgl. Kap. 4.8 ).
Traditionelle, erfolgreiche Oasen wurden häufig in einer Art Stock-
werkbau und Mischkultur bewirtschaftet. Sie beruhte auf einer klein
gekammerten Nutzfläche, die von hohen Dattelpalmen beschattet
wurde. Darunter wuchsen Obststräucher, die wiederum die Verduns-
tung im unteren Stockwerk mit seinen Gemüse-, Getreide- oder Fut-
terpflanzungen drosselten. Mit der Einführung von Motorpumpen und
Tiefbrunnen fielen in zahlreichen Oasen die Flachbrunnen trocken und
die Böden versalzten mangels ausreichender Dränage. Tiefbohrungen
und letztlich die Erschließung fossilen Grundwassers ermöglichten
neue, jedoch unbeschattete Großprojekte mit erhöhtem Wasserver-
brauch durch Verdunstung, aber auch höhere Flächenerträge durch
ungehemmte Photosytheseleistung. Das wohl bekannteste - aber aus
verschiedenen Gründen auch heftig kritisierte - Prestigeobjekt ist das
New Valley in Südägypten. (Näheres über die wirtschaftsgeographische
und kulturgeschichtliche Bedeutung von Oasen in der Alten wie in der
Neuen Welt ist der umfangreichen Fachliteratur zu entnehmen.)
Es ist umstritten, ob sogenannte Fluss- oder Strom-Oasen in den
traditionellen Oasenbegriff einbezogen werden sollen. In jedem Fall
sind sie besondere, vergleichweise üppige Lebensräume in der Wüste.
Im Luft- wie Landschaftsbild der Trockengebiete fallen zahlreiche Bei-
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