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flüsse sind Fremdkörper im ariden Wüstenklimasystem, verleihen
diesem aber die Qualität eines attraktiven Lebensraumes für Flora,
Fauna und Mensch, quasi als eine langgestreckte Oase i.w.S.
Das wohl bekannteste und kulturgeschichtlich bedeutsamste Bei-
spiel ist die Nil-Oase, die sich als 3000 km langes Band durch die ex-
treme Ost-Sahara zieht. Bis in die feuchttropische Äquatorialregion
Hochafrikas und die nördlich anschließenden wechselfeuchten Tro-
pen reicht das Einzugsgebiet zurück. Dieses steuert sowohl die ganz-
jährige Wasserführung als auch die saisonale Nilflut, die vor der Re-
gulierung durch Staudämme mit ihren Schwebstoffen für eine
jährliche Erneuerung der Fruchtbarkeit in der Flussoase sorgte.
Da der Nil in einem humiden Klima entspringt, ein arides Gebiet
als allochthoner Fluss quert und dann in ein Meer mündet, wird er
als exorhëisch bezeichnet. Dagegen zählen Schari und Logone als Zu-
flüsse zum binnenländischen Tschadsee (= Endsee) am Südrand der
Sahara oder Cooper Creek und Warburton mit dem Eyresee (Aus-
tralien) zur Kategorie der endorhëischen Flüsse. Diese haben ihr Ein-
zugsgebiet in einer feuchteren Klimaregion, versickern und ver-
dunsten aber teilweise auf dem Weg durch die Wüste und münden
schließlich in einen Endsee (Endpfanne, Playa, Vlei, Salar).
In nahezu allen Wüsten und Halbwüsten existieren endorhëische
Flüsse unterschiedlichster Größenordnung. Zum Teil stammen sie
auch aus stärker beregneten Gebirgsländern oder glazialen Einzugs-
gebieten, z. B. Amu-Darja mit dem Aralsee (Usbekistan) oder Tarim
(W-China; Foto 67). Touristisch sehr berühmt ist das von riesigen
Dünen gesäumte Sossus-Vlei in Namibia, das in episodischer Folge
vom Tschauchab-Rivier aus der Großen Randstufe geflutet wird
(Fotos 46, 51). Selbst in der extremen Atacama haben aus höheren
Regionen stammende Zuflüsse zumindest zeitweilig eine lokale Sied-
lungstätigkeit ermöglicht (s. Kap. 13.2.4).
Die in Trockengebieten äußerst zahlreichen Fremdlingsflüsse ha-
ben völlig unterschiedliche Dimensionen, stellen aber stets eine öko-
logisch bedeutsame Sondersituation dar (Fotos 11,19, 51, 67).
Fazit: Phreatophyten wie Bäume oder höhere buschige Gehölze sind
in Voll- und Extremwüsten aufgrund der negativen Wasserbilanz
nicht in der Fläche zu finden. Echte Wüsten gehören deshalb - ver-
gleichbar den außertropischen Steppen oder Kältewüsten - zu den
baumlosen Pflanzenformationen. Dass dennoch eindrucksvolle, im
Landschaftsbild auffällige Baumbestände teils als Galeriewälder in
Vollwüsten anzutreffen sind, liegt vor allem an der genannten Ver-
fügbarkeit von Fremdlingswasser. Auch während des Laufes bereits
versickertes Wasser gerät häufig als langsamer Grundwasserstrom im
Fluss-Sediment weiter in randliche oder zentrale Wüstenbereiche,
sodass auch dort Tiefwurzler darauf zurückgreifen können.
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