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Abb. 4.3 a Bestimmung der
einem Breitengrad entsprechen-
den Entfernung aus der Distanz
zweier Punkte im Abstand von 1°
Breite entlang eines Längenkrei-
ses. b Effekt der Polabplattung
einer ellipsoidischen Erde auf
den Betrag eines Breitengra-
des: Dem größeren Radius eines
am Pol tangentialen Kreises
entspricht bei gleichem Zentri-
winkel ein längerer Kreisbogen
als für einen am Äquator tangen-
tialen Kreis (© Strahler 1963 ;
nach © Lowrie 2007 )
diente und den er zu Hause für den Verkauf produzier-
te. Daneben machte Galilei eine erfolgreiche akademi-
sche Karriere, sein Einkommen stieg beständig, und
er hatte zusätzliche Einnahmen aus Privatunterricht.
Aus dieser für ihn wichtigsten Periode seiner wissen-
schaftlichen Arbeit stammt auch seine bedeutendste
Entdeckung in der Physik, das Gesetz vom freien Fall,
das besagt, dass die im freien Fall zurückgelegten Stre-
cken proportional zum Quadrat der Fallzeiten sind.
Im Jahr 1609, ein Jahr nach der Erfindung des Fern-
rohrs in den Niederlanden, konstruierte Galilei sein
eigenes. Zunächst dem venezianischen Senat für Ma-
rinezwecke angeboten, nutzte er es aber bald für eine
Reihe sensationeller astronomischer Entdeckungen:
Er zeigte, dass der Mond keine glatte und vollkom-
mene Kugel ist und die Milchstraße eine Ansammlung
vieler einzelner Sterne. Er entdeckte auch die heute als
galileische Monde bekannten vier Jupitermonde, wo-
mit bewiesen war, dass nicht alle Himmelskörper um
die Erde kreisen. Diese Beobachtungen widerlegten
die Grundaussagen der aristotelischen Kosmologie.
Galilei beobachtete als erster die Phasen der Venus
und bemerkte den Ring des Saturns, ohne ihn aller-
dings als solchen zu identifizieren. Dies blieb erst
50 Jahre später dem niederländischen Physiker Chris-
tiaan Huygens (1629-1695) vorbehalten. Galilei ver-
öffentlichte seine frühen Himmelsbeobachtungen vom
Mond, der Milchstraße und den Jupitermonden 1610
in seinem berühmten sidereus nuncius („Sternenbote“
oder „Sternenbotschaft“), einem auf Lateinisch ver-
fassten Buch, welches den Gipfel von Galileis Erfolg
markiert und ihm einen Ruf als großer Wissenschaft-
ler sowie ein Fünffaches seines Anfangsgehalts an
der Universität Padua einbrachte. Dennoch folgte er
im Jahr 1610 dem Ruf der Medici, trennte sich von
seiner Lebensgefährtin, ließ seinen vierjährigen Sohn
bei ihr, schickte seine Töchter ins Kloster und wech-
selte an den Hof des Großherzogs Cosimo II. in
Florenz. Galilei hoffte, dass diese Ernennung die of-
fizielle Anerkennung beinhalte, dass Mathematik und
Philosophie als gleichrangig und sich gegenseitig un-
terstützend angesehen würden. Er verschob damit den
Schwerpunkt seiner Arbeit von technischen Fragen
der Mechanik auf mehr allgemein philosophische und
kosmologische Themen und führte eine Kampagne
zugunsten der neuen Naturwissenschaft und des Ko-
pernikanismus. Dies führte ihn allmählich in einen
Konflikt mit der das kopernikanische Weltbild ableh-
nenden katholischen Kirche. Dieser eskalierte 1633
in dem berühmten Prozess vor der heiligen Inqui-
sition, in dessen Verlauf er gezwungen wurde, dem
kopernikanischen Weltbild abzuschwören. Er wurde
der Ketzerei für schuldig befunden, da er eine der
Heiligen Schrift widersprechende Lehre für gültig ge-
halten und geglaubt hatte. Er wurde zu lebenslanger
Haft verurteilt. Die Strafe wurde jedoch in Hausarrest
umgewandelt, den er als Gast bei seinem Freund, dem
Erzbischof von Siena, und dann in seiner Villa in Ar-
cetri bei Florenz verbrachte.
Nach Galilei benannt sind u. a.: die dimensionslose
Galilei-Zahl Ga zur Beschreibung schwerkraftbeding-
ter Filmströmungen in der Strömungsmechanik (Ga D
Gewichtskraft/Reibungskraft D gL 3 = 2 ;g:Schwe-
rebeschleunigung; L: charakteristische Länge;
:ki-
 
 
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