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Galilei erhielt seine Schulausbildung am alten
Kloster von Vallombrosa bei Florenz. Ab 1581 stu-
dierte er an der Universität Pisa Medizin, beschäftigte
sich in seiner Freizeit aber mehr mit euklidischer
Geometrie und archimedischer Mechanik. Obwohl er
1585 die Universität ohne Abschluss verließ, hielt
er ab 1589 Vorlesungen über die damals gegenüber
der Philosophie gering geschätzte Mathematik an der
Universität Pisa. Dies drückt sich auch in seinem über-
lieferten Jahresgehalt von 60 Fiorini aus, damals eines
der niedrigsten Gehälter für Universitätsdozenten. In
Pisa beschäftigte sich Galilei mit Fragen der Logik
und Physik des Aristoteles, dem archimedischen hy-
drostatischen Prinzip und der Bewegung von Körpern
in einem Medium. Aus dieser Zeit datiert der Bericht,
Galilei habe bereits um 1590 entdeckt, dass zwei Kör-
per verschiedener Masse, aber gleichen Materials im
gleichen Medium mit derselben Geschwindigkeit fal-
len. Das berühmte Experiment soll er angeblich vom
schiefen Turm von Pisa aus durchgeführt und damit
die Behauptung von Aristoteles öffentlich widerlegt
haben, dass die Geschwindigkeit eines fallenden Kör-
pers proportional zu seiner Masse sei.
1592 wechselte für 18 Jahre an die Universität von
Padua in der Republik Venedig, einem unabhängigen,
kosmopolitischen Staat, wo er mehr Gedankenfreiheit
genoss und ein etwa doppelt so hohes Gehalt bezog
wie in Pisa. Hier gebar ihm auch seine Lebensge-
fährtin Marina Gamba zwei Töchter und einen Sohn.
Galilei beschäftigte sich auch mit verschiedenen tech-
nischen Projekten, untersuchte z. B. die Wirksamkeit
von Rudern an Galeeren und erfand eine praktische
und preiswerte Bewässerungspumpe. Er entwarf auch
verschiedene Instrumente, darunter einen „geometri-
schen und militärischen Zirkel“, der vielen Zwecken
Abb. 4.2 Methode des Eratosthenes zur Bestimmung des Erdumfangs
(Strahler 1963 ; nach © Lowrie 2007 )
ein prolates oder oblates Ellipsoid sei. Weltweite Seefahrt
und immer genauere Uhren ermöglichten es 1672 dem Fran-
zosen Jean Richter bei der am Äquator gelegenen Insel
Cayenne festzustellen, dass dort eine in Paris genaue Pendel-
uhr um zwei Sekunden nachging. Newton erklärte dies mit
der durch den Äquatorwulst bedingten geringeren Erdanzie-
hung am Äquator und folgerte daraus, dass ein Breitengrad
in hohen Breiten einer längeren Strecke entspricht als am
Äquator (Abb. 4.3 ) . Die französischen geodätischen Expedi-
tionen nach Lappland unter Clairaut (1736-1737) und nach
Peru unter Bouguer und La Condamine (1735-1743) bestä-
tigten schließlich die größeren und kleineren Längen, denen
ein Breitengrad nahe dem Polarkreis bzw. am Äquator ent-
spricht.
Kasten 4.1 Galileo Galilei §
(* 15. Februar 1564 in Pisa, Großherzogtum Toskana;
† 8. Januar 1642 in Arcetri (nahe Florenz), Großher-
zogtum Toskana) war ein italienischer Physiker und
Astronom und gilt zusammen mit Newton als einer
der Begründer der exakten Naturwissenschaften. Sein
Vater Vincenzo war ein Patrizier und am Hof der
Medici als Musikwissenschaftler tätig, verdiente aller-
dings den Lebensunterhalt als Stoffhändler.
 
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