Geoscience Reference
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die Bestimmungsgleichungen für die Koeffizienten `; m und
`; m :
Die Analyse der terrestrischen Eigenschwingungen be-
dient sich der in Abschn. 3.3.1 beschriebenen Kugelfunk-
tionsanalyse, mit der die durch Eigenschwingungen ange-
regten Verschiebungen der Oberfläche der nahezu sphäri-
schen Erde beschrieben werden können. Hierbei werden
die sphäroidalen und toroidalen Eigenschwingungen der Er-
de durch Kugelfunktionen beschrieben. Diese beziehen sich
auf ein Referenzsystem in Kugelkoordinaten . r ;™;œ/ ,des-
sen Ursprung im Mittelpunkt der Erde liegt, und dessen
Achse ( ™ D 0 ) häufig mit der Umdrehungsachse der Erde
zusammen fällt. In diesem Fall sind und œ geografi-
sche Koordinaten: die Polhöhe, der Komplementärwinkel
zur geografischen Breite, und die geografische Länge. Oft
werden stattdessen Epizentralkoordinaten verwendet, deren
Achse ( ™ D 0 ) durch das Epizentrum verläuft.
Bezogen auf das gewählte Bezugssystem werden die
Variationen der Verschiebungen einer Kugeloberfläche in
Länge œ und Polhöhe beschrieben. Die zur Charakterisie-
rung der verschiedenen Moden der Eigenschwingungen ver-
wendeten ganzzahligen Quantenzahlen sind harmonischer
Grad ` , Ordnung m und Obertonzahl n. Zur Bezeichnung
der unterschiedlichen sphäroidalen und toroidalen Eigen-
schwingungen wird allgemein die Indizierung n S m
`
Z
Z
2` C 1
m
`; m D .1/
f .™; œ/ Y `; m .™; œ/ d œ sin d ™ I
0
0
Z
Z
m 2` C 1
`; m D .1/
f .™; œ/ Y `; m .™; œ/ d œ sin d ™:
0
0
(3.130)
3.3.2 Eigenschwingungen der Erde
Die Physik von Eigenschwingungen war seit etwa Mitte
des 19. Jahrhunderts verstanden, und auch die mathema-
tischen Werkzeuge zu ihrer Beschreibung standen mit der
Kugelfunktions-Analyse zu Verfügung. Doch waren ihre
Amplituden so klein und ihre Perioden mit ca. 1 Minute bis
60 Minuten so lang, dass die Seismografen sie bis in die Mit-
te des 20. Jahrhunderts nicht hinreichend genau aufzeichnen
konnten. Daher regten die beiden bislang stärksten registrier-
ten Beben mit M W D 9;5 bzw. M W D 9;2 - das vom 22. Mai
1960 bei Valdivia, Chile, und das Karfreitagsbeben vom
27. März 1964 im Prinz-William-Sund, Alaska - als Erste
die Erde zu Eigenschwingungen an, welche weltweit über
mehr als zehn Tage lang registriert werden konnten. Neben
der damals bereits verfügbaren hohen Auflösung der Seis-
mogramme war dies entscheidend, denn wegen ihrer langen
Perioden müssen Eigenschwingungen für eine Auswertung
mindestens 20 Stunden lang aufgezeichnet werden.
Für die Erkundung des Erdinnern wurde damit die Mög-
lichkeit zu einer terrestrischen Spektroskopie eröffnet: Die
Eigenperioden variieren vorwiegend mit den elastischen Ei-
genschaften, aber auch mit der Dichte im Erdinnern. Einige
der Eigenschwingungen erfassen dabei das gesamte Erdin-
nere, andere vorwiegend den oberen Mantel.
Dabei liegt der Vorteil der Analyse von Eigenschwingun-
gen gegenüber Raumwellen weniger in der unterschiedli-
chen Eindringtiefe begründet, sondern in der größeren Wel-
lenlänge ihrer Moden verglichen mit jenen typischer Raum-
wellen. So ist ein typisches Manko der Tomografie mit
Raumwellen die je nach Verteilung von Quellen und Sta-
tionen ungenügende Durchstrahlung der untersuchten Struk-
turen. Dagegen sind Eigenschwingungen ein globales Phä-
nomen, leiden daher nicht unter ungünstiger Quell- und
Stationsverteilung und eignen sich daher für die Untersu-
chung langwelliger, nicht jedoch kleinräumiger Strukturen.
Somit ermöglichen sie einen von der Analyse der Ausbrei-
tung von Körperwellen unabhängigen Zugang zum Aufbau
der Erde. Daher hat sich die terrestrische Spektroskopie als
ein wichtiger Zweig der Seismologie etabliert.
und n T m
`
verwendet.
Die Menge der ( 2` C 1 ), durch unterschiedliche Ord-
nungen m gekennzeichneten Einzelmoden, der sogenannten
Singuletts, wird als Multiplett bezeichnet. Für eine kugel-
symmetrische Erde besitzen alle Ordnungen dieselbe Fre-
quenz - man bezeichnet die Singuletts dann als entartet.
Die entarteten Multiplettfrequenzen enthalten die Informati-
on über die radiale Struktur der Erde. Abweichungen von der
Kugelsymmetrie oder die Einwirkung äußerer Kräfte (z. B.
Zentrifugal- oder Coriolis-Kraft, siehe Abschn. 4.1 ) heben
die Entartung auf, indem sie die zugehörigen Spektrallinien
in eine .2` C 1/ -fache Feinstruktur aufspalten. Dies erfolgt
in ähnlicher Weise beim Zeemann-Effekt in der Atomphysik
unter dem Einfluss eines Magnetfelds. Aus der Kenntnis die-
ser Feinstruktur ermöglicht die terrestrische Spektroskopie
Rückschlüsse auf die dreidimensionale Verteilung der seis-
mischen Geschwindigkeiten in der Erde.
Für die Vertikalkomponente einer sphäroidalen Mode
entspricht
`
der Gesamtzahl von Knotenlinien auf der Ku-
geloberfläche. Die Ordnung j m j gibt an, wie viele davon
Meridiane konstanter Länge
sind. Entsprechend gibt es al-
so ( `j m j ) Knotenlinien, welche Breitenkreise sind. Hierbei
sind Grad und Ordnung durch die Bedingung ` m C`
miteinander verknüpft. Die Untergruppe von Sphäroidal-
moden mit
œ
` D 0
werden als Radialmoden bezeichnet, denn
ihr Verschiebungsfeld besitzt nur eine radiale Komponente,
während die horizontalen Verschiebungen in ( 3.131 ) ver-
schwinden: u .™; œ/ D u œ .™; œ/ D 0 .
Für toroidale Moden und m ¤
gibt es insgesamt
2 m .` j m jC1/ Wirbel im horizontalen Verschiebungsfeld:
0
 
 
 
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