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tal hängen, sieht krank aus. Und tatsächlich, leider gab es keine Rettung mehr für die ar-
me Gurke. Wir mussten ihr ein kleines Grab am Wegesrand buddeln.
Der Besuch bei Oralbeck sollte nicht das letzte soziale Event bleiben. Die ganze Wo-
che über wurden wir angesprochen, mal ohne Hintergedanken, mal mit. Immer wieder
kommt es vor, dass uns der Weg gezeigt wird, wir auf ein Bier eingeladen werden -
und danach die Hand aufgehalten wird, obwohl es vorher aussah wie reine Gastfreund-
schaft oder Hilfsbereitschaft. Das ist verwirrend. Irgendwie auch verständlich, aber wir
bieten stattdessen immer Früchte an. Wenn wir einmal Geld zahlen, spricht sich das viel-
leicht genauso schnell rum wie alles andere, und furchtbar viel haben wir davon im Mo-
ment leider auch nicht.
In Baikonur haben wir nur für einen kurzen Shoppingtrip Halt gemacht und sind direkt
weitergefahren. Ein paar Tage später werden wir morgens, gar nicht lange nach dem
Frühstück, von einer Gruppe Trucker angehalten. Die Lkw kommen uns bekannt vor, in
den letzten Tagen sind sie immer wieder mal an uns vorbeigefahren.
»Oje, Paul, was wollen die denn?« Hansens Stimme klingt etwas zittrig.
»Keine Ahnung, aber freundlich bleiben - an denen kommen wir eh nicht vorbei.«
»Stopp«, gebietet uns der Größte der acht Männer und hält uns die Fläche seiner
großen Pranke entgegen.
»Salam aleikum« , sagen wir, wie man es hier so macht und halten brav an.
Der Typ hat einen durchdringenden Blick. Was immer er von uns möchte, wir sollten
besser einwilligen. »Esst mit uns«, sagt er auf Russisch, und unsere Blicke folgen seinem
Zeigefinger, der unter einen der Lkw deutet. Wir trauen unseren Augen kaum. Zwischen
den riesigen Rädern des Trucks liegt eine karierte Decke auf dem Boden, darauf stapelt
sich alles, was man sich nur wünschen kann: Würste, geräucherter Fisch, süßes Gebäck,
Früchte und Wasser. Das Wasser läuft uns im Mund zusammen. Schnell lehnen wir un-
sere Räder gegen einen der Trucks und setzen uns zu den schweren Jungs. Die Räder an
den Trucks, das ist ein gutes Bild, um uns im Vergleich zu den Männern zu sehen: Wenn
mein Arm nach dem Salz greift, dass mir Micail reicht, dann sieht es aus, als würde eine
Spaghetti auf eine feiste Salami treffen. Welten sind das.
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