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Heute sind wir früh aufgebrochen, um endlich wieder ein bisschen Tempo in unsere
Tour zu bringen. Selbst wenn wir jetzt in Kasachstan mehr Zeit haben, wollen wir weiter
um die 120 Kilometer am Tag fahren. Man weiß schließlich nie, wozu man ein paar Ex-
tratage benötigen kann. Einer von uns könnte krank werden, ein Rad müsste vielleicht
repariert werden … Und selbst wenn das alles nicht passiert, ist es umso besser, an ei-
nem schönen Fleck ein bisschen Urlaub einzulegen oder eine der freundlichen Einladun-
gen, die wir in Kasachstan fast täglich bekommen, endlich mal anzunehmen.
Der Wind pfeift heute noch heftiger als in den letzten Tagen, was die Strecke zu ei-
nem echten Kraftakt werden lässt. Viel später als gedacht, sind wir endlich soweit, dass
wir uns nach einem Schlafplatz umschauen können, biegen aber noch in ein kleines Dorf
abseits der Route ab, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und vor allem, um unseren
Wasservorrat aufzustocken.
Wir verlassen gerade Algabas Richtung Landstraße, als wir von einem silbernen Ford
Galaxy überholt werden …
WEITERFAHREN / 20. MAI / KURZ HINTER ALGABAS
Hansen
Vielleicht ist es das Beste, was wir nach dieser Horrorszene in Algabas machen konnten.
Einfach weiterfahren. Das heißt: auf den Rädern sitzen, in die Pedale treten, nach vorn
starren und nicht darüber sprechen, was jetzt genau passieren soll. Ob wir nach Aktöbe
fahren, dort ein Flugzeug nach Moskau oder Istanbul und weiter nach Berlin nehmen,
oder ob wir von Aktöbe einfach weiter nach Shanghai fahren, ist noch offen. Für mich
hat das Strampeln eine heilsame Wirkung, ich fühle mich im Moment nirgends sicherer
als auf meinem Rad, mich fortbewegend. Jeden Meter, den wir uns von Algabas entfer-
nen, bewegen wir uns von dem Überfall weg. Zumindest mein Kopf funktioniert so. Ich
weiß allerdings nicht, wie es Paul gerade geht, und ich traue mich nicht, ihn zu fragen.
Warum eigentlich nicht? Weil er »Nein« sagen könnte? Weil für ihn womöglich längst
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