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Wir fahren zwischen den sich im Sonnenlicht auf der trockenen Straße windenden
Würmern hindurch, bis wir in dem scheinbar aus dem Boden gestampften Giga-Baupro-
jekt »Economic Leisure City« ein Hotel finden. Wir checken ein und stellen keine fünf
Minuten später fest, dass weder Toilette noch Dusche funktionieren. Genau das, was ich
in meinem Zustand noch mehr benötige als ein Bett. Als auch der Hotelbesitzer das Was-
ser nicht zum Laufen bringen kann, fragen wir nach einem Rabatt. Aber er will nicht
mal zehn Yuan von seinem Preis abweichen, also machen wir, womit er anscheinend
nicht gerechnet hat: Wir gehen. Wir fahren in der Dämmerung durch die Stadt Mou-
daozhen und starten einen zweiten Versuch in einem nahe gelegenen Hotel, wo wir
freundlich empfangen werden.
»Ich gehe schnell bezahlen, dann haben wir das erledigt«, sagt Paul, während ich
mich schon hinlege. »Unglaublich«, berichtet er beim Zurückkommen, »die Preistafel,
die beim Einchecken noch 66 Yuan angezeigt hat, steht jetzt auf 96. Irgendjemand hat
die kleine Holziffer einfach auf den Kopf gedreht.« Er muss grinsen über die Dreistig-
keit. Der auf der Ziffer abgelagerte Staub, der inzwischen auf der Unterseite der ehemali-
gen Sechs zu sehen ist, spricht Bände. »Ganz schön ausgefuchst«, lacht er. »Und das
Dreibettzimmer war dadurch 30 Yuan billiger als unser Zweibettzimmer. Höchst ver-
dächtig. Aber die haben sich vorhin so herzlich um uns gekümmert, da wollte ich jetzt
kein Trara machen.«
Als wir am 11. Oktober aufstehen, geht es mir zwar wieder gut - aber im Zimmer ist al-
les feucht. Meine Bettdecke, mein zum Lüften aufgehängter Schlafsack, meine Radlerho-
se, und von den Scheiben tropft das Wasser. Aus irgendeinem Grund scheint das Zim-
mer Wasser anzuziehen, und so müssen wir, schlimmer als nach einer durchregneten
Nacht im Zelt, aus dem Bett in klamme Klamotten, genau das, was wir uns eigentlich
mit dem Hotel ersparen wollten.
Als wir losfahren wollen, stelle ich fest, dass mein Vorderrad platt ist. Seltsamerweise
ist der Schlauch von der Innenseite, also von der Felge her, beschädigt, obwohl weder
Felgenband noch Felge Unebenheiten oder spitze Stellen aufweisen. Wir können keine
Ursache für das Loch finden und beschließen, es noch einmal zu flicken und beim
nächsten Platten den Schlauch zu wechseln. Beim Wiedereinbau des Vorderrads entde-
cken wir auffällige Spuren auf der Bremsscheibe, und als wir die hinteren Bremsscheiben
begutachten, sind auch dort deutliche Einkerbungen zu sehen. »Verdammt«, schimpfe
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