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unseren Eigenheiten zu leben. Wir haben zusammen etwas geschafft, dass keiner von
uns beiden alleine so durchgezogen hätte, das schweißt zusammen! Es ist ein unglaubli-
ches Gefühl zu wissen, dass es jemanden gibt, mit dem man etwas so Großartiges teilen
kann. Dafür reicht es doch eigentlich schon, so etwas gemacht zu haben. Trotzdem weiß
ich, dass mich dieser verdammte Traum heute Nacht wieder einholen wird.
DER GRÖSSTE FLUSS / 10. OKTOBER / WANZHOU
Hansen
Paul steht unter der Dusche und singt. Ich bin wach geworden, als um Punkt acht Uhr
auf dem Platz vor unserem Fenster völlig übersteuerte Lautsprecher aufgedreht wurden,
aus denen die gruseligste Musik dröhnt. Was heißt Musik, es hört sich an, als würde
man einfach sieben Lieder gleichzeitig abspielen. »Ich halte das nicht aus!«, beklage ich
mich bei Paul, als der zurück ins Zimmer kommt. »Dieses verfluchte Musikwirrwarr ist
doch wie ein Tinitus!«
In die akustischen Vorbereitungen zum heutigen Straßenfest mischt sich Gehupe und
eine schrille Stimme, die offensichtlich versucht, etwas feilzubieten. Der Lärm ist wirk-
lich unerträglich, jedes Straßenrestaurant, jeder Klamottenladen, jeder Kiosk beschallt
sich in einem gegenseitigen Wettstreit.
»Was feiern die eigentlich?«, fragt Paul grinsend. »Es gab doch gerade erst eine Wo-
che Feiertage.«
Schon am Montag hatten wir uns darüber gewundert, dass fast alle männlichen Chi-
nesen in ihren Garagen und den Restaurants saßen und den ganzen Tag von früh bis spät
Karten spielten und tranken. Entweder es ist in diesem Teil des Landes so üblich, oder es
ist eine bestimmte Woche im Jahr, in der jeder Mann den ganzen Tag über fleißig
zockt.
Als wir das Hotel verlassen, ist die Straße gefüllt mit Menschenmassen, die alle ihre
Hände in Richtung Tombola recken, wo ein Moderator mit Mikrofon eine kleine Pa-
ckung hochhält. Was auch immer es ist, die Leute sind wild darauf. Wir bahnen uns un-
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