Travel Reference
In-Depth Information
»Und wenn ihr Pech habt, landet ihr direkt im Knast. Alles schon passiert«, fügt ein
anderer hinzu.
So schön Sary Tash gelegen ist, es war irgendwie ein deprimierender kleiner Ort, mit
lauter Betrunkenen und verwahrlosten Gestalten. Und so sehr wir uns vorgenommen
hatten, uns von all den Eindrücken nicht runterziehen zu lassen - mit weichen Knien
fuhren wir in Richtung Grenze los.
Am ersten Checkpoint fragten sie nach unseren Pässen und wollten ein Foto zusam-
men mit uns, gaben uns aber deutlich zu verstehen, man dürfe ab hier nicht mehr foto-
grafieren, nicht mal in Richtung Grenzgebiet. Aber obwohl die bewaffneten Soldaten es
uns eingebläut hatten: Der landschaftlich wunderschöne und für unsere Reise bedeuten-
de Abschnitt konnte nicht undokumentiert bleiben, und so machten wir heimlich aus
der Hüfte ein paar Bilder und Videos. Danach tauschten wir die Speicherkarte mit denen
aus, auf der noch ein paar Bilder von Sary Tash waren und verstauten die mit den Grenz-
gebietsbildern zwischen den anderen hundert SD -Chips.
»Fünf Kameras und hundert Speicherkarten … gelten wir damit noch als normale
Touristen?«, überlegte Paul. Stimmt, das könnte ein echtes Problem werden.
Am nächsten Morgen kommen wir bereits um halb acht am kirigisischen Außenposten
an, die letzte Möglichkeit umzukehren. »Ich stempele jetzt hier, und dann könnt ihr
nicht mehr zurück nach Kirgisistan. Verstanden?«, sagt der Mann an der Grenze.
»Und wenn die Chinesen uns nicht reinlassen?«, stammele ich.
»Nicht unser Problem«, antwortet der Mann, knallt den Stempel auf die Passseite und
winkt schon den nachfolgenden Lkw heran.
Als Nächstes erreichen wir ein großes Tor, das mit chinesischen Schriftzeichen und
zwei Löwen geschmückt ist. »Das muss es sein«, flüstert Paul mir zu. Das Tor ist noch
zu, aber ein bewaffneter Mann kommt uns entgegen und sagt irgendwas. »Zeig ihm die
Pässe«, zischt Paul mir zu. Und tatsächlich, er sieht die Pässe an, spricht etwas in sein an
die Schulterklappe geheftetes Walkie-Talkie, und das Tor öffnet sich wie von Magie be-
trieben. »Simsalabim«, flüstere ich, »so einfach ist das?«
Glücklich fahren wir weiter in »unser China«, bis wir nach ein paar Kilometern an
die nächste Grenzstation kommen. Und hier sind sie strenger. Viel strenger. Sie finden
unsere hundert SD -Karten à 16 Gigabyte und werden sehr misstrauisch.
»Warum habt ihr so viele?«, will der Grenzbeamte wissen.
Search WWH ::




Custom Search