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Wie abgemacht, stellen wir uns blöd. »Aaach, die haben ja nur 16 Megabyte, daher
haben wir direkt ganz viele gekauft«, erklärt Paul beiläufig. »Ein Chip nur zehn Bilder!
Dass sind gerade mal 1000 Bilder für die ganze Reise!«
Die Beamten schauten erneut drauf und schütteln den Kopf: »Das sind 16 Gigabyte,
ihr Idioten, ihr habt 16 Gigabyte statt 16 MB gekauft.« Lautes Lachen bei den Zöllnern.
Wir fassen uns beide in gespielter Ungläubigkeit an den Kopf: »Deswegen waren die
so teuer? Aber wegschmeißen kann man sie nun auch nicht, oder?« Unglaublich wie gut
unser Trick funktioniert, mit Dummheit fährt man oft am besten. Glücklicherweise,
denn wir brauchen jede einzelne Speicherkarte, um unsere gigantischen Mengen an
Filmmaterial zu sichern. Als die noch angeheiterten Soldaten in meiner Tasche die Fla-
sche Wodka finden, muss ich obendrein beweisen, dass es sich um Wodka und nicht
um illegale Drogen handelt, indem ich das Zeug trinke. Erst einen Schluck, dann fünf
Minuten warten, dann noch einen. Wir sind mit unseren Rädern hier mitten im Nir-
gendwo eine echte Sensation, wie ein Zirkusspektakel fast, und das muss ausgekostet
werden.
Als wir endlich durch die Kontrolle sind, folgt die letzte Überraschung, und mir
rutscht das Herz in die Hose: »Mit dem Rad dürft ihr nicht weiter«, gibt uns einer zu
verstehen und zeigt auf ein großes Schild, auf dem steht, dass Fußgänger und Radfahrer
mit einem Lkw bis zum 120 Kilometer ins Inland verlegten Einreisezentrum trampen
müssen.
Ich sehe Paul an: »120 Kilometer? Das dauert sechs Stunden auf diesen Sandpisten,
dann ist es genau 18:00 Uhr nach Peking-Zeit, und die haben zu!«
»Wir müssen es vorher schaffen, sonst ist unser Visum ungültig!«
Wir sehen die Beamten verzweifelt an, und sie begreifen den Ernst der Lage. »You need
six hours with car« , bestätigt der Beamte unsere Befürchtungen. Einer der Zöllner läuft zu
den parkenden, auf die Abfertigung wartenden Trucks. Fünf verschiedene Lkw fragt er,
bis er endlich den richtigen gefunden hat und zurückgelaufen kommt. »You need empty truck
so can go faster to migrations« , erklärt der Beamte außer Atem. »I found empty truck, come, come, hur-
ry.« Er führt uns zu dem Truck, und in weniger als einer Minute sitzen wir im Führer-
haus und Asy, der Fahrer, gibt alles - etwas zu viel für meinen Geschmack. Asys Fahr-
weise ist grauenhaft, und bei jedem Ruckeln hören wir unsere Räder auf der Ladefläche
meterhoch in die Luft fliegen und auf die Holzplanken zurückkrachen. Mehrfach schwe-
be ich für Sekundenbruchteile in der Kabine, wenn Asy mal wieder über eine Welle fegt,
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