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In diesem Buch wird daher der Begriff des neuronalen Netzes immer dann verwendet,
wenn grundlegende Eigenschaften oder Verarbeitungsprinzipien von Klassen solcher
Neuronaler Netze untersucht und implementiert werden, wohingegen von konnektionisti-
schen Modellen immer dann gesprochen wird, wenn solche Netze in einer bestimmten In-
terpretation, beispielsweise zur Konzeptionalisierung bzw. Modellierung eines kognitiven
Prozesses, eingesetzt werden. Dies führt zu einer weiteren begrifflichen Festlegung, die in
diesem Buch konsequent verfolgt wird. Konnektionistische Repräsentation und Modelle
werden in der Literatur oft als „sub-symbolische“ Modelle bezeichnet, um sie von klassi-
schen „symbolischen“ Modellen zu unterscheiden. Diese Bezeichnung wird unter ande-
rem auch damit legitimiert, dass verteilte Repräsentationen kraft ihrer feineren Auflösung
sozusagen unterhalb der symbolischen bzw. begrifflichen Ebene liegen, letztere in ihnen
eingebettet sind oder als emergentes Phänomen aus ihnen hervorgehen (Smolensky 1988 ).
Einige Vertreter des Konnektionismus, welche die Existenz von Prozessen der Symbolmanipula-
tion und -verarbeitung in natürlichen kognitiven Systemen völlig verneinen, sind der Ansicht, dass
die kognitiven Leistungen der Menschen bzw. aller Lebewesen mit natürlichen neuronalen Netzen
allein im Rahmen konnektionistischer Theorien erklärt werden können. Die Darstellung mentaler
Entitäten, wie Bewusstsein, mentale Zustände oder Repräsentationen degeneriert allenfalls zu einer
Beschreibung über letztlich physikalische Abläufe in einem Nervensystem. Diese Sichtweise ent-
spricht der des reduktiven Physikalismus, der eine Reduktion aller mentalen Zustände auf physische
Zustände betreibt und die Möglichkeit der Beschreibung der letzteren in einem physikalischen Vo-
kabular in Aussicht stellt. Im Rahmen dieses Buches steht daher zwischen den mentalen Entitäten
und den physikalischen Abläufen die Emergenz als Ergebnis dieser Abläufe. Insofern wird dem
Ansatz des eliminativen Physikalismus widersprochen, der die Existenz mentaler Entitäten ganz in
Abrede stellt.
Im Rahmen dieses Buches wird dieser Bezeichnungskonflikt dadurch gelöst, dass die
Symbole so aufgefasst werden, wie sie in der Semiotik, als die Lehre der Zeichen, defi-
niert sind. Symbole sind Zeichen, die diskret sind, die ihrer Form nach nichts über ihre Be-
deutung etwas aussagen, damit arbiträr sind, und sich auf etwas beziehen. Die Erstere der
beiden Eigenschaften unterscheiden sie von anderen Zeichen, Ikone oder Indexe, letztere
Eigenschaft zeichnet sie als Zeichen überhaupt aus.
So lässt sich sowohl das Wort „Apple“, „Apfel“ oder gar „Schrzl“ verwenden, um den Begriff Apfel
zu repräsentieren, was der eben erwähnten Formunabhängigkeit („Arbiträrheit“) entspricht.
Konnektionistische Modelle haben nun das Potential, auch nicht-diskrete (d. h. kontinu-
ierliche Übergänge enthaltende) arbiträre (d. h. durch ihre Form die Relation zu anderen
Repräsentationen ausdrückende) Repräsentationen zu realisieren, die sich nicht im Sinne
eines Zeichens auf etwas beziehen müssen (d. h. wieder abbildungsfrei in obigem Sinn
sind). Symbole kommen in einem plausiblen Modell erst dann ins Spiel, wenn das System
selbst, etwa in der Sprache, sich auf etwas bezieht. Daher sind solche Modelle besser als
„sub-konzeptuell“ (unter-begrifflich) oder „nicht symbolisch“ oder aber wie in diesem
Buch verfolgt, als „konnektionistisch“ zu bezeichnen.
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