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definierte „Realität“ Theorien erstellt werden können (Casti 1997 ). Außerdem ist das Ver-
hältnis zwischen Modell und Realitätsausschnitt durch die wechselseitige Austauschbar-
keit - zumindest in Teilen - gekennzeichnet. Allerdings kann mit Modellen immer nur ein
begrenzter Teil der Realität erfasst werden und ein Modell stellt immer eine vereinfachte
Abbildung eines interessierenden Realitätsausschnitts dar.
Die Beziehung zwischen Modell und Simulation auf der einen und Realität bezie-
hungsweise System auf der anderen Seite kann in zwei Weisen hergestellt werden. Im
ersten Fall wird mit der Simulation ausschließlich das Systemverhalten nachgeahmt. Das
Gütekriterium zur Beurteilung der Simulation ist möglichst das gleiche Verhalten, wie der
simulierte Weltausschnitt beziehungsweise das simulierte System zeigen. Wie das Verhal-
ten erzeugt wird, ist von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist, dass die entsprechenden
Ausgangsgrößen der Simulation mit jenen des Simulierten übereinstimmen; die Überein-
stimmung der Zustandsgrößen der Simulation und des Simulierten wird nicht gefordert.
Um diese Forderung erfüllen zu können, müssen lediglich Beobachtungsdaten über das
Verhalten des simulierten Systems vorliegen. Auf diese Weise ein System zu gestalten ist
immer dann angezeigt, wenn über den inneren Aufbau des simulierten Systems sehr wenig
oder gar nichts bekannt ist und darüber auch nicht viel in Erfahrung gebracht werden kann.
Gerade der Ansatz der Symbolverarbeitung verfolgt diesen Ansatz, indem das simulierte
System als „Black Box“ betrachtet und das simulierende System in seiner Güte daran ge-
messen wird, ob es das Verhalten eines anderen kognitiven Systems adäquat nachahmt.
Auf der anderen Seite kann versucht werden, die inneren Mechanismen des simulierten
Systems im Rahmen bestimmter Grenzen nachzubilden, um auf diese Weise zu erreichen,
dass die Simulation bei hinreichend genauer Abbildung das gleiche Verhalten zeigt, wie es
das simulierte System aufweist. Hier wird also ein Modell des Systems, nicht ein Modell
des Verhaltens, entwickelt. Das bedeutet, dass die Wirkungsstruktur des Originalsystems
erkannt und verstanden werden muss. Nur strukturtreue Modelle sind in diesem Fall ak-
zeptabel. Das System wird hier als durchsichtige „glass box“ bezeichnet. Auf jeden Fall
muss es also möglich sein, in das simulierte System im Detail hineinzuschauen und so-
wohl die Konstituenten der Systemstruktur offenzulegen als auch die Zustandsgrößen und
-prozesse zu erkennen, soweit dies für den Zweck der Simulation unbedingt notwendig ist.
Es ist nach wie vor umstritten, inwieweit diese Forderung im Bereich der Kognitionswissenschaften
im Allgemeinen und beim Cognitive Computing im Speziellen zu erfüllen ist, da einige der System-
strukturen außerhalb der Zugriffsmöglichkeiten aktueller Wissenschaft zu liegen scheinen. Unab-
hängig davon wird im Rahmen des subsymbolischen Paradigmas und dort speziell beim Konnek-
tionismus, im Gegensatz zum Symbolismus, versucht, kognitive Systeme von „unten“ aufzubauen.
Nach der Untersuchung natürlicher neuronaler Netze und der Wirkungszusammenhänge in ihnen
wird versucht, diese strukturgetreu nachzubilden, um auf diese Weise zu vergleichbaren Verhaltens-
weisen der Simulation und des Simulierten zu kommen.
Zusammenfassend kann man die Relation zwischen der Realität auf der einen und den
Modellen und der Simulation auf der anderen Seite als Abbildung oder Projektion bzw.
als Wiedergabe oder Beschreibung in verschiedenen Repräsentationssprachen verstehen.
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