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In-Depth Information
Die Auswahl der Repräsentationssprache orientiert sich daran, ob und wie viel an Infor-
mationsverlust bei einer Abbildung bzw. Übersetzung verkraftet werden kann.
Folgende Vorteile lassen sich durch Simulationen erzielen:
Prozessorientierung : In (alltags)psychologischen Theorien werden Konzepte, wie bei-
spielsweise mentale Zustände, Intentionen, Ziele, Überzeugungen, Erfahrung etc. ein-
gearbeitet. Um ihre kausale Wirksamkeit in ein Modell und danach in eine Simulation
einbringen zu können, müssen jene von der statischen in eine dynamische Formulie-
rung „prozessualisiert“ werden.
Nachweis der Vollständigkeit : Die Simulation kognitiver Fähigkeiten mit Systemen des
Symbol- bzw. des Subsymbolverarbeitungsansatzes setzen voraus, dass die Formulie-
rung einer Simulation mittels einer beliebigen Programmiersprache erfolgen und damit
alle theoretischen Annahmen explizit und exakt formuliert werden. Auf diese Weise
wird sichergestellt, dass alle Mechanismen, Randbedingungen und andere Annahmen
einer Theorie explizit formuliert in die Simulation einfließen. Erbringt die Simulation
die erwarteten Ergebnisse, kann dies als Nachweis der Vollständigkeit der theoreti-
schen Annahmen gewertet werden. Umgekehrt kann der Misserfolg einer Simulation
den Hinweis darauf geben, dass bisher implizite Annahmen in der Theorie gemacht
wurden, die noch offengelegt werden müssen.
Analyse nicht-linearer Modelle : Simulationen können alle möglichen Parameterkombi-
nationen durchrechnen und ihr Wirkungen in nicht-linearen Modellen aufzeigen.
Entdeckung unerwarteter Konsequenzen theoretischer Annahmen : Aus der Computer-
simulation eines dynamischen Systems können sich neue Erkenntnisse ergeben, die aus
der ursprünglichen Systemkenntnis nicht direkt folgen. Durch den Zwang zur Explika-
tion aller theoretischen Annahmen können diese Auswirkungen berechnet werden.
Kommunikationsvorteile : Die Formulierung einer Theorie mittels Programmierspra-
chen liefert eine exakte, weitgehend redundanzfreie, kurze und standardisierte Zusam-
menfassung.
Kritisierbarkeit : Alle Annahmen der Theorie sind explizit der Kritik ausgesetzt. Es ist
in einem Programm nicht möglich, ceteris-paribus-Klauseln oder andere Einschrän-
kungen zu verstecken, die verhindern sollen, dass die Theorie mit Gegenbeispielen
wiederlegt werden kann.
Trotz dieser Vorteile gilt es stets zu bedenken, dass das Modell nicht das Original ist, und
prinzipiell bleibt immer die Unsicherheit bestehen, ob das Modell und die darauf basieren-
de Simulation nun tatsächlich das Systemverhalten in allen Aspekten wiedergeben kann.
Insgesamt stellen Simulationen dennoch geeignete Werkzeuge für das Vorantreiben der
wissenschaftlichen Erkenntnis dar. „Computersimulationen“ können deshalb als moderne
Form des Gedankenexperiments betrachtet werden, in der Theorien oder Hypothesen kon-
kret und unter kontrollierten Bedingungen „durchgerechnet“ werden können, ohne sich
zunächst um empirische Fragestellungen oder Validität zu kümmern (Manhart 1995 ).
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