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Der praktische Ablauf dieser Methode in der Wissensakquisition beginnt damit, dass
der Experte innerhalb eines bestimmten Problembereichs Konzepte benennt. Der Know-
ledge-Engineer wird anschließend aus diesen Konzepten Objekt-Tripel bilden und den
Experten auffordern, Attribute zu generieren, die nur zwei Elemente dieser Tripel teilen;
das dritte Element darf diese Eigenschaft nicht besitzen. Durch neue Tripelkombinationen
kann das Verfahren nahezu beliebig fortgesetzt werden. So ist es möglich, Relationen
und Konzepte der Expertendomäne weitgehend unbeeinflusst von einschränkenden Fra-
gemethoden zu gewinnen. Diese Objekt-Attribut-Relationen können nun dazu verwendet
werden, semantische Netze innerhalb einer Wissensbasis aufzubauen. Ein Nachteil dieser
Technik ist, dass allein beim Entwickeln umfangreicher Wissensbasen große Mengen un-
brauchbarer Konstrukte produziert werden, die für die eigentliche Problemlösung nicht
relevant sind. Außerdem können bei Anwendung des Verfahrens auf unterschiedliche
Konzept- und Objektmengen Inkonsistenzen auftreten. Ein ganz wesentliches Problem ist
die Monotonie des Verfahrensablaufs. Diese wird vor allem vom Experten als ermüdend
empfunden. Trotz dieser Nachteile werden Konstruktgitter-Verfahren bei Werkzeugen zur
automatisierten Wissensakquisition eingesetzt.
Bei der Protokollanalyse werden Äußerungen des Experten protokolliert und analy-
siert. Die Protokollanalyse hat keinen eindeutig vorgeschriebenen Ablauf. Insbesondere
bei der Protokollaufnahme sind unterschiedliche Techniken möglich. Je nach Lage des
Problems kann es sinnvoll sein, den Experten bei der Protokollaufnahme in seiner ge-
wohnten Arbeitsumgebung zu belassen oder durch eine Art Rollenspiel eine bestimm-
te Situation zu simulieren. Die Bedeutung der Arbeitsumgebung für die Inferenzen des
Experten zeigen psychologische Untersuchungen zu diesem Thema. Demnach verfügen
Experten nur in geringem Maße über metakognitives Wissen, d. h. Wissen über die von
ihnen eingesetzten kognitiven Anwendungsstrategien. Dies bedeutet, dass Experten kaum
in der Lage sind, ihre eingesetzten Strategien zu äußern, ohne subjektive Annahmen oder
artfremde Einstellungen zugrunde zu legen. Ein Experte ist jedoch in der Lage, in einer
konkreten Arbeitssituation sein Wissen für Problemlösungsprozesse einzusetzen. Durch
den Prozess des „lauten Denkens“, bei dem der Experte nur die Wissenselemente äußert,
die sich zu einem konkreten Zeitpunkt im Arbeitsgedächtnis befinden, kann dieses Wissen
protokolliert werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei einem solchen Prozess
keine subjektiven Problemlösungstheorien in den Expertenmonolog einfließen. Die Güte
einer Protokollanalyse hängt demnach ganz entscheidend von der Protokollaufnahme ab.
Nur wenn es sich tatsächlich um ein Protokoll „lauten Denkens“ und um eine fehlerfreie
Dokumentation handelt, kann die anschließende Analyse erfolgreich ablaufen. Neben der
Protokollaufnahme während einer konkreten Arbeitssituation besteht die Möglichkeit ei-
ner retrospektiven Aufnahme. Hierbei simuliert der Experte eine bestimmte Arbeitssitu-
ation aus der Erinnerung heraus. Bei diesem Vorgehen werden hohe kognitive Anforde-
rungen an den Experten gestellt. Bieten sich der Problembereich und der Experte dazu
an, ist diese Methode eine interessante Alternative zur on-line Protokollaufnahme. Auch
Verfahren, die ein Gespräch zwischen Knowledge-Engineer und Experten vorsehen, wer-
den oft zur Protokollanalyse gezählt. Der Protokollaufnahme folgt die Protokollanalyse.
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