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gelegter Computermodelle ein allgemeines Verständnis des Gehirns zu erarbeiten. Bereits
im Jahre 2007 konnte man ein Zwischenziel erreichen, indem es gelang, eine neokortikale
Säule auf zellulärer Ebene vollständig zu simulieren. Innerhalb der nächsten Jahre sollen
verschiedene Forscher weltweit eigene Modelle verschiedener Gehirnregionen erstellen
und in eine Internet-Datenbank hochladen können. Die Blue-Brain-Software soll diese
Module miteinander vernetzen und daraus die erste Simulation eines vollständigen Ge-
hirns aufbauen. Im Human Brain Projekt soll das gesamte Wissen über das menschliche
Gehirn und dessen Nachbildung mittels computerbasierten dreidimensionalen Landkarten
(Modellen) und Simulationen gebündelt bzw. zusammengefasst werden. Gleich mehrere
Ziele werden in diesem Projekt verfolgt:
• Erkenntnisse über das menschliche Gehirn und seine Erkrankungen, neue Computer-,
Informations-, Kommunikations- und Robotertechnologien.
• Neue Instrumente, um das Gehirn und seine grundlegenden Mechanismen besser zu
verstehen und dieses Wissen in der Medizin und in der Computerwissenschaft der Zu-
kunft anzuwenden.
• Entwicklung von Supercomputing-Plattformen, um neurowissenschaftliche Daten aus
aller Welt für Modelle und Simulationen des Gehirns aufzubereiten.
• Basis, um Informationen auf der Ebene Gene, Moleküle und Zellen mit dem Denken
und Verhalten des Menschen zu verbinden.
• Medizininformatikplattform für klinische Informationen aus aller Welt für Compu-
termodelle von Erkrankungen, um damit Techniken für die objektive Diagnose von
Gehirnerkrankungen zu entwickeln, die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen zu
erforschen und die Entwicklung neuer Therapien zu beschleunigen.
• Verbesserte Energieeffizienz und Zuverlässigkeit sowie die Beherrschung der Pro-
grammierung komplexer Rechnersysteme.
Im Human Connectome Projekt werden ebenfalls alle verfügbaren Daten über das Gehirn
gesammelt, um einen Katalog der Faserverbindungen im Gehirn zu erstellen. Das Brain
Activity Projekt als interdisziplinäres Projekt verfolgt ebenfalls die Kartierung des Ge-
hirns des Menschen. Ziel ist hierbei die Erfassung der Aktivität sämtlicher, geschätzter
100 Mrd. Nervenzellen. Allen diesen Projekten gemeinsam ist, dass sie den Geheimnissen
des Gehirns auf die Spur kommen wollen. Ebenfalls gemeinsam an allen diesen Projek-
ten ist die Kritik, denen sie vermehrt ausgesetzt sind. So wird beispielsweise als kritisch
erachtet, dass in den Projekten keine Vertretung der Humanwissenschaften vorgesehen
ist. Außerdem scheinen die Theorien auf ungenügend durchdachten Annahmen und Kon-
zepten zu beruhen. Auch fundierte, seriöse Brückenschläge zur Psychologie, Philosophie
und Kulturwissenschaften wird vermisst. All dies gipfelt in dem Eindruck, dass man zwar
viel zu wissen meint, aber nur wenig zu verstehen scheint. Oder dass man nicht die rich-
tigen Fragen zu stellen scheint, sondern eher die fertigen Antworten bereits gefunden zu
haben meint. Was fehlt ist eine übergeordnete Theorie, die die objektive Sprache, in der
man über Gehirnprozesse redet und die subjektive Sprache der Bewusstseinsphänomene
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