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Emotionen sind keine bewussten Gefühle, sondern körperliche Reaktionen auf eintreffende Reize,
die den Menschen auf Gefahren oder Erfolge aufmerksam machen sollen. Insofern geht man davon
aus, dass solche Emotionen permanent generiert, aber nicht generierte Emotionen auch bewusst
wahrgenommen werden. Neben dieser bewussten Wahrnehmung lassen sich Emotionen auch durch
Gedanken beeinflussen.
Artifizielle Emotionen hingegen werden mit bestimmten systemischen Zuständen gleich-
gesetzt. So bestehen Emotionen zum einen in der Wahrnehmung der systemischen Verän-
derungen, die während der Laufzeit als die Folge- oder Begleiterscheinung von Gefühlen
(Erfolg, Misserfolg, Zielerreichung, Scheitern etc.) auftreten. Zum anderen sind Emo-
tionen komplexe systemische Zustände, die aus der Wahrnehmung der kognitiven Ein-
schätzungen von Bewertungen einer Situation zusammengesetzt sind, wobei diese zwei
Komponenten außerdem in einer bestimmten Weise miteinander verbunden sind.
So spielen Gefühlsprognosen bei Entscheidungsfindungen eine wichtige Rolle, obwohl dieses zu-
künftige Befinden nur schwer einzuschätzen ist. Beispielsweise werden die Dauer und Intensität
von Gefühlen, die von bestimmten Ereignissen ausgelöst werden, schlichtweg überschätzt (Impact
Bias). Weiterhin tendiert man bei Prognosen zu einer Vernachlässigung der eigenen Veranlagung.
Auch die momentane Lage, in der sich der Mensch befindet, während er an etwas denkt, färbt die
Erinnerung (Situational Bias). Generell neigt der Mensch gemäß des Bestätigungsfehlers eher zu
einer Aufrechterhaltung eingenommener Überzeugungen, als diese kritisch zu prüfen. Auch greift
das Selbstbild auf Wissen zurück, das im semantischen Gedächtnis abgelegt ist, wohingegen die
Prognose oder Simulation zukünftiger Geschehnisse auf das episodische Gedächtnis zurückgreift.
Beide Systeme funktionieren weitgehend unabhängig voneinander, was ebenfalls zu unterschied-
lichen Resultaten führen kann. Fehlerblindheit scheint demnach ein evolutionäres Kennzeichen des
Denkens zu sein. Immerhin scheinen Fehler aber auch den Lernvorgang beschleunigen zu können,
was in Strategien, wie beispielsweise dem Error Management Training (EMT), ausgenutzt wird.
Insofern geht das Paradigma der artifiziellen Emotion von einer multidimensionalen Zu-
standsbeschreibung aus, die systemisch-mentale Zustände, systeminterne Veränderungen
sowie Verhaltensänderungen umfasst.
Dabei wird davon ausgegangen, dass mentale und kognitive Zustände als Zustände und Prozesse
eine eigene kognitive Qualität besitzen und damit erforschbar sind, wobei eine Beschreibung nicht
nur in der Sprache einer der klassischen Naturwissenschaften möglich ist.
Insbesondere wirken die Emotionen auf die kognitiven Prozesse, wie Gedächtnis (und Er-
innerung), Intuition und planendes Denken (Urteilsbildung und Problemlösen).
Erinnerungen kann man sich als eine Art Netz vorstellen, in dem die Fäden die unterschiedlichen
Elemente einer Erinnerung darstellen, die an den Knoten zu einer vollständig bewussten Erinnerung
zusammenlaufen. Solche kompletten Erinnerungen werden in einzelne Komponenten (Empfindun-
gen, Emotionen etc.) zerlegt und in den jeweils zuständigen Gehirnarealen abgelegt. Insofern stellt
eine Erinnerung stets eine Konstruktion aus dem Originalerlebnis und der aktuellen Situation dar.
Der emotionale Gehalt von Sinnesreizen beeinflusst somit sehr früh die Verarbeitung in höheren
sensorischen Arealen.
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